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Ihr, Geliebteste, für die ich keine würdigere Anrede finde als die des seligen Apostels Petrus: "ihr, ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliger Stamm, das Volk der Erwerbung"1 , die ihr zum Fundament Christus, den unverletzbaren Felsen habt, die ihr mit dem Herrn, unserm Erlöser selbst, dadurch daß er S. 100das wahre Fleisch des Menschen annahm, aufs innigste verbunden seid, bleibet standhaft in dem Glauben, zu dem ihr euch vor vielen Zeugen bekannt habt und in welchem ihr wiedergeboren durch das Wasser und den Heiligen Geiste die Salbung des Heils und das Zeichen des ewigen Lebens erhieltet! "Wenn aber jemand euch etwas anderes verkündigt, als ihr gelernt habt, so sei er ausgestoßen!2 . Gebt nicht gottlosen Fabeleien den Vorzug vor der so lichtvollen Wahrheit! Haltet alles, was ihr etwa zufällig gegen die aufgestellte Regel des katholischen und apostolischen Glaubensbekenntnisses lesen oder hören solltest, durchweg für totbringend und teuflisch! Laßt euch nicht fangen durch die trügerischen Fallstricke eines unwahren und geheuchelten Fastens, das nicht zur Reinigung der Seelen, sondern zu ihrem Verderben führt! Freilich geben sie sich den Anschein eines frommen und keuschen Lebens, allein unter diesem Deckmantel verbergen sie nur ihre sittenlosen Handlungen. Unter ihm entsenden sie aus den verstecktesten Winkeln ihres ruchlosen Herzens die Geschosse, mit denen die Einfältigen verwundet werden sollen, "um", wie der Prophet sagt, "auf die zu schießen, die aufrichtigen Herzens sind"3 . Eine mächtige Schutzwehr ist ein Glaube, der rein, ein Glaube, der wahr ist, zu dem niemand etwas hinzufügen, von dem niemand etwas wegnehmen kann. Bleibt der Glaube nicht ein und derselbe, so ist das kein Glaube nach den Worten des Apostels: "Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alles und in uns allen"4 . An dieser Einheit, Geliebteste, haltet unerschütterlichen Sinnes fest! In ihr erstrebet euere ganze Heiligung! In ihr befolget die Gebote des Herrn! "Ist es doch ohne Glauben unmöglich, Gott zu gefallen."5 . Nichts ist ohne ihn heilig, nichts keusch, nichts lebendig: "Lebt ja der Gerechte aus dem Glauben"6 . Wer diesen durch die Arglist des Satans S. 101verloren hat, ist tot, obgleich er lebt. Wie man durch den Glauben Gerechtigkeit erlangt, so wird man auch durch den wahren Glauben des ewigen Lebens teilhaftig, nach dem Ausspruche des Herrn, unseres Erlösers: "Das aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, erkennen, und den du gesandt hast, Jesus Christus"7 . Dieser aber möge euch Fortschritt und Ausdauer verleihen bis ans Ende, er, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebt und waltet in Ewigkeit! Amen.
