3.
Frohlocken möge also der Glaube jener, die die richtige Erkenntnis besitzen! Verwerfen und weit von sich weisen möge er all die Meinungen der Gottlosen, für die Christus entweder eine „Torheit“ oder ein „Ärgernis“ ist!1 . Erkennen möge er den wahren und eingeborenen Sohn Gottes nicht nur nach seiner vom Vater erzeugten göttlichen, sondern auch nach der aus jungfräulicher S. 104Mutter geborenen menschlichen Natur! Ist doch der Herr derselbe in unserer Niedrigkeit, der er in seiner göttlichen Majestät ist: wahrer Mensch und wahrer Gott; ewig in dem Seinigen, zeitlich im Unsrigen; eins mit dem Vater in der Wesenheit, die niemals geringer war als der Vater, eins mit der Mutter im Leibe, den er erschaffen hat. Bei der Annahme unserer menschlichen Natur wurde er für uns die Leiter auf der wir durch ihn zu ihm emporsteigen könnten. Denn jenes Wesen, das immer und überall ungeteilt zugegen ist, brauchte nicht „räumlich“2 zur Erde herabzusteigen. Auch war es ihm ebenso eigen, sich ungeteilt mit der menschlichen Natur zu verbinden, wie es ihm eigen ist, ungeteilt beim Vater zu sein. Er bleibt also das Wort, das er im Anfange war. Auch trifft bei ihm nicht zu, daß er einmal nicht gewesen wäre, was er ist; denn der Sohn ist von Ewigkeit her Sohn, der Vater von Ewigkeit her Vater. Während also der Sohn selbst sagt: „Wer mich sieht, sieht auch den Vater“3 , verblendete dich, Häretiker, deine Gottlosigkeit, so daß du die Glorie des Vaters nicht sehen konntest, da du die Majestät des Sohnes nicht sahst. Indem du nämlich sagst, daß jener, der nicht war, erzeugt worden sei, behauptest du, der Sohn habe in der Zeit seinen Anfang genommen; indem du aber behauptest, der Sohn habe in der Zeit seinen Anfang genommen, glaubst du, der Vater sei veränderlich. Ist doch nicht nur das veränderlich, was eine Verringerung, sondern auch alles das, was eine Vermehrung erfährt. Und wenn deshalb der Erzeugte dem Vater ungleich ist, weil dieser, wie du meinst, den erzeugte, der nicht war, so war auch das Wesen des Erzeugers selbst nicht vollkommen, da dieses zum Besitze dessen, was er nicht hatte, erst durch Zeugung kam. Aber diese deine gottlose und verkehrte Lehre, verflucht und verdammt der katholische Glaube, der in der wahren Gottheit nichts Zeitliches sieht, sondern bekennt, daß S. 105Vater und Sohn gleich ewig sind. Ist doch der Glanz, der aus dem Lichte entsteht, nicht später als das Licht; ist doch das „wahre Licht“4 niemals ohne seinen Glanz, da es ebenso zu seinem Wesen gehört, immer zu glänzen, wie es zu seinem Wesen gehört, immer zu sein. Als sichtbare Verkörperung dieses Glanzes bezeichnet man die Sendung, durch die Christus der Welt erschien. Denn obwohl er immerdar alles mit seiner unsichtbaren Majestät erfüllte, so kam er doch sozusagen von einem fernen und hohen verborgenen Sitze zu denen herab, die ihn nicht kannten, wobei er von den Unwissenden die Blindheit nahm und, wie geschrieben steht, jenen ein Licht aufging, die in Finsternis und im Schatten des Todes saßen5
