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S. 150Mit vollem Rechte erlangte also, Geliebteste, jener durch die Erscheinung des Herrn geheiligte Tag auf der ganzen Erde ein besonderes Ansehen, das auch in unseren Herzen einen würdigen Abglanz finden soll. Müssen wir doch den einzelnen Ereignissen1 nicht nur durch den Glauben, sondern auch durch Erkenntnis Ehrfurcht erweisen. Denn welch großen Dank wir dem Herrn für die Erleuchtung der Heiden schulden, zeigt uns die Verblendung der Juden. Was gibt es so Blindes, was steht so dem Lichte fern, als jene Priester und Schriftgelehrten des israelitischen Volkes? Auf die Erkundigungen der Magier und die Frage des Herodes, wo Christus nach dem Zeugnisse der Schrift geboren werden sollte, gaben sie mit den Worten des Propheten2 jene Antwort, auf die der Stern vom Himmel herab hinwies. Freilich hätte dieser die Weisen, als er ihnen den Weg zeigte, auch mit Umgehung Jerusalems bis zur Krippe des Kindes führen können, wie er es auch nachher tat, aber um die Verstocktheit der Juden aufzudecken, was es nötig, daß die Geburt des Erlösers nicht allein durch des Sternes Führung, sondern auch durch ihr eigenes Bekenntnis kundgetan werde. So diente also das Wort des Propheten bereits der Belehrung der Heiden, und von der in den alten Weissagungen vorher verkündigten Geburt vernahmen Fremdlinge, während die ungläubigen Juden die Wahrheit mit dem Munde bekannten und die Lüge im Herzen bewahrten. Wollten sie ja den nicht mit ihren Augen erkennen, auf den sie aus ihren heiligen Büchern hingewiesen hatten. Daher beteten sie ihn nicht an, solange er noch ein unscheinbares, schwaches Kind war, und kreuzigten sie ihn später, als er in hehrem Tugendglanze strahlte.
