2.
Natürlich steht es jedem von uns frei, aus eigenem Willen seinen Leib zu kasteien und die Gelüste des Fleisches zu bekämpfen, die sich bald mehr bald weniger gegen den Geist empören. Aber trotzdem muß an gewissen Tagen auch noch das allgemeine Fasten von allen in gleicher Weise beobachtet werden. Gerade dann ist ja diese Bußübung um so wirksamer und weihevoller, wenn die ganze Kirche in der Ausübung frommer Werke nur ein S. 458Herz und eine Seele ist. Was die Gesamtheit tut, verdient den Vorzug vor dem, was der einzelne vollbringt, und besonderen Gewinn darf man sich dort versprechen, wo überall dieselbe Rührigkeit und Umsicht herrscht. Mögen nur alle an dem Eifer festhalten, den sie bisher in den von ihnen freiwillig übernommenen religösen Pflichten zeigten! Möge nur auch jeder im besonderen Gottes Schutz und Beistand anrufen und gegen die Nachstellungen der bösen Geister zu überirdischen Waffen greifen! Aber, wenn sich der Streiter der Kirche auch im Einzelkampfe tapfer zu halten vermag, so wird er doch weniger Gefahren zu bestehen haben und erfolgreicher sein, wenn er in geschlossenen Reihen offen gegen den Feind antritt, da er nicht nur im Vertrauen auf die eigene Kraft in die Schlacht zu ziehen braucht. Unter der Führung des unbesiegbaren himmlischen Königs wird er inmitten seiner Kameraden den von allen geführten Krieg glücklich beenden. Geringer ist die Gefahr, wenn mehrere gegen den Feind zusammenstehen, als wenn sich nur einer an ihn wagt. Nicht leicht wird dem eine Wunde geschlagen, der sich mit dem Schilde des Glaubens deckt, der ebensosehr durch seine eigene Tapferkeit wie durch die der andern geschützt wird. So bleibt also jeder Sieger, wo auch jeder für dieselbe Sache gestritten hat.
