3.
Auf jeder Seite der Heiligen Schrift lesen wir, Geliebteste, solche Ermahnungen, durch die uns Gott auffordert, nach unvergänglichen Gütern und ewigen Freuden zu streben. Beide Testamente lehren uns, der Wahrheit zu folgen und allen Wahngebilden zu entsagen. Können wir doch nicht erreichen, was uns verheißen ist, wenn wir nicht den Geboten nachkomen. Was ist aber gerechter, als daß der Mensch den Willen dessen tut, S. 479dessen Bild er an sich trägt, und daß er während des Fastens auch das in ihm schlummernde Gesetz der Sünde1 bekämpft? Gerade deswegen sind ja die Tage der Abtötung auf die vier Jahreszeiten verteilt, damit wir aus dem sich immer wieder erneuernden Kreislauf des Jahres erkennen, daß wir beständig der Läuterung bedürfen und während der ganzen Dauer unseres wechselreichen und ruhelosen Lebens bestrebt sein sollen, uns durch Fasten und Almosen von den Sünden zu reinigen, deren wir uns infolge der Schwäche unseres Fleisches2 und unserer bösen Triebe schuldig machen.
