2. Kap. Angabe des Themas und der Disposition. Schon der Pentateuch fordert ausdrücklich das Bekennen des wahren Gottes und verbietet aufs strengste den Abfall von ihm. Beweisstellen dafür.
Jedoch, noch nicht über das hohe Gut des Martyriums, - zuvor muß man über dessen Pflichtmäßigkeit unterrichtet sein; nicht soll man zuvor über seinen Nutzen und erst hinterher über seine Notwendigkeit Belehrung suchen. Die göttliche Autorität hat den Vortritt - ob Gott so etwas gewollt und befohlen habe, so daß die, welche leugnen, daß es ein Gut ist, zu dem Vorteile, den es bringt, nur dann beredet werden sollen, wenn sie überwunden worden sind. Es ist nicht angemessen, die Häretiker zu ihrer Pflicht aufzumuntern, sondern man muß sie dazu treiben. Die Hartnäckigkeit muß man brechen, nicht bereden. Und es liegt sicherlich von vornherein ein ausreichendes Präjudiz vor, daß das ein hohes sittliches Gut ist, wovon man beweist, daß es von Gott angeordnet und vorgeschrieben ist. Hinsichtlich der Evangelien mögen sie sich erst noch etwas gedulden, bis ich deren Grundlage, das Gesetz, durchforscht, bis ich den Willen Gottes da, wo ich ihn auch selbst erkenne1, erhoben habe. S. 189
„Ich bin der Herr, dein Gott“, heißt es, „der dich aus dem Lande Ägypten geführt hat. Du sollst keine fremden Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bild machen von den Dingen, die im Himmel, die drunten auf der Erde, im Meere und unter der Erde sind. Du sollst sie nicht anbeten und ihnen nicht dienen. Denn ich bin der Herr, dein Gott“2. Ebenso in demselben Buche Exodus: „Ihr habt gesehen, was ich vom Himmel her zu euch geredet habe. Ihr sollt euch keine silbernen und keine goldenen Götter machen“3. Dementsprechend auch im Deuteronomium: „Höre Israel, der Herr, dein Gott ist ein einziger“ und „du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus ganzem Herzen, aus allen deinen Kräften und aus deiner ganzen Seele“4. Und wiederum: „Du sollst des Herrn, deines Gottes, nicht vergessen, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft herausgeführt hat. Du sollst den Herrn, deinen Gott, fürchten und ihm allein dienen, ihm anhängen und auf seinen Namen schwören. Den fremden Göttern und den Göttern der Völker, die um euch sind, sollt ihr nicht nachgehen; denn der Herr, dein Gott, ist ein eifriger Gott in Bezug auf dich, damit er nicht im Zorn ergrimme und dich vom Angesicht der Erde vertilge.“
Er stellt aber auch Segnungen und Fluch in Aussicht und sagt: „Segen, wenn ihr alle Gebote des Herrn, eures Gottes, hört, die ich euch gegeben habe am heutigen Tage, und wenn ihr nicht abirret vom Wege, den ich euch befohlen habe, so daß ihr abweichend fremden Göttern dient, die ihr nicht kennt“5. Hinsichtlich der gänzlichen Ausrottung der letzteren heißt es: „Gänzlich verwüsten sollt ihr alle Orte, in welchen die Heiden ihren Göttern dienen; ihr sollt diese Orte als Erbe besitzen; auf den Bergen und Hügeln und unter den belaubten Bäumen sollt ihr umreißen ihre Altäre, umstürzen und zerschlagen ihre Säulen, ausrotten ihre Haine, geschnitzte S. 190Götzenbilder im Feuer verbrennen und vertilgen ihre Namen aus diesen Orten“6. Noch fügt er bei für den Fall, daß sie in das Land der Verheißung eingegangen sind und die dortigen Völker vertilgt haben werden: „Hüte dich, daß du ihnen nicht nachfolgest, nachdem sie vor deinem Angesichte vertilgt worden sind, daß du ihre Götter nicht aufsuchst und denkst: Wie die Völker ihren Göttern tun, so will auch ich tun“7. Er sagt sogar: „Selbst wenn ein Prophet aufstehen sollte bei dir, oder einer, der Traumgesichte hat, und dich ein Zeichen oder Wunder sehen lassen und kommen und sagen sollte: ,Kommt und laßt uns andern Göttern dienen, die ihr nicht kennt', so sollt ihr die Rede jenes Propheten oder Sehers nicht hören, weil der Herr, euer Gott, euch auf die Probe stellt, ob ihr aus eurem ganzen Herzen und aus ganzer Seele Gott fürchtet. Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen und ihn fürchten, seine Gebote bewahren und seine Stimme hören, ihm dienen und anhangen. Jener Prophet oder Seher aber soll sterben; denn er hat geredet, um dich abwendig zu machen vom Herrn, deinem Gott“8. Und an einer andern Stelle: „Wenn aber dein Bruder, der Sohn deiner Mutter oder deines Vaters, oder dein Sohn oder deine Tochter, oder das Weib, das an deinem Herzen ruht, oder der Freund, den du wie dein Leben liebst, heimlich sagen: ,Kommt, laßt uns gehen und andern Göttern dienen', die du nicht kennst noch deine Väter, aus den Göttern der Heiden, die nah und fern um dich wohnen, so gehe nicht mit ihm und höre nicht auf ihn. Dein Auge schone seiner nicht und du sollst dich seiner nicht erbarmen noch ihn retten, sondern Anzeige sollst du von ihm machen. Deine Hände sollen gegen ihn sein unter den ersten, um ihn zu töten, und die Hände deines Volkes darnach; ihr sollt ihn steinigen, und er wird sterben, weil er versucht hat, dich abwendig zu machen vom Herrn, deinem Gott“9. S. 191
Er macht noch einen Zusatz hinsichtlich der Städte. Für den Fall, daß es von einer derselben feststehen sollte, daß sie auf das Betreiben gottloser Menschen sich den fremden Göttern zugewendet habe, sollen alle Einwohner getötet werden, alles dem Fluche verfallen, und es sollen alle Beutestücke aus der Stadt an ihren Ausgängen zusammengetragen und auf ihren Straßen im Feuer verbrannt werden mit allem Volke im Angesichte des Herrn, „und sie wird unbewohnt sein“, heißt es, „in Ewigkeit, sie soll nicht wieder aufgebaut werden und nichts von ihren verfluchten Sachen in deinen Händen bleiben, damit der Herr den Grimm seines Zornes abwende“10. Auch die Reihe der Verwünschungen beginnt mit der Verfluchung der Götzenbilder. „Verflucht sei der Mensch, der ein geschnitztes oder gegossenes Greuelbild verfertigt, ein Werk von Künstlerhänden, und es im Verborgenen aufstellt“11. Im Leviticus aber heißt es: „Gehet nicht den Idolen nach und macht euch keine gegossenen Götzenbilder. Ich bin der Herr, euer Gott“12. Und anderswo: „Die Söhne Israels sind meine Knechte, meine Diener. Diese sind es, die ich aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe. Ich bin der Herr, euer Gott. Macht euch keine Gebilde der Hand und keine geschnitzte Säule stellt auf. Auch sollt ihr keinen Stein als Denkstein in eurem Lande aufstellen. Ich bin der Herr, euer Gott“13.
Das sind die Aussprüche, die zuerst durch Moses vom Herrn getan wurden, und sie sind natürlich gerichtet an alle die, welche er als Herr und Gott Israels ebenso aus dem Ägypten der abgöttischen Heidenwelt und aus dem Hause menschlicher Knechtschaft herausgeführt hat. Allein auch in der Folgezeit hallt der Mund eines jeden der Propheten von den Worten desselben Gottes wieder; er schärft dasselbe Gesetz durch Erneuerung derselben Vorschriften ein und betont kein anderes so vorzugsweise als erstes Gebot, als S. 192das, daß man sich vor jedem Verfertigen und Anbeten von Götzenbildern hüte, wie z. B, durch David: „Die Götter der Heiden sind Silber und Gold; Augen haben sie und sehen nicht; Ohren haben sie und hören nicht; Nasen haben sie und riechen nicht; einen Mund und reden nicht; Hände und fühlen nicht; Füße und gehen nicht. Ihnen gleich werden die werden, welche sie fabrizieren und auf sie vertrauen“14.
Nämlich als den einzigen wahren Gott, der den Götzendienst verbietet. ↩
Exod. 20, 2 ff. ↩
Ebd. 20, 22. ↩
Deut. 6, 4 ff. ↩
Ebd. 11, 27 ff. ↩
Deut. 12, 2. 3. ↩
Ebd. 12, 30. ↩
Ebd. 13, 1 ff. ↩
Ebd. 13, 6. ↩
Deut. 13, 16 f. ↩
Ebd. 27, 15. ↩
Lev. 19, 4. ↩
Ebd. 25, 55; 26, 1. ↩
Ps. 135, 15 ff. Ebd. 115, 4 ff. ↩
