5. Kap. Sobald Gott die Juden zu seinem Volke auserwählt hatte, gab er ihnen auch Speiseverbote zur Strafe für ihre Gier.
Sobald die Auserwählung des Gott befreundeten Volkes begann und die Wiederherstellung des Menschen eingeleitet werden konnte, wurden sofort alle jene Gesetze und Gebräuche auferlegt, auch solche, welche Einschränkungen in Bezug auf Speise und Trank enthielten. Einiges wurde als unrein ganz untersagt, damit der Mensch einst um so eher die Fasten ertrüge, wenn er gegenüber gewissen Dingen eine beständige Enthaltung geübt hätte. Denn auch das erste Volk hatte den Fehltritt des ersten Menschen wieder aufgefrischt und sich mehr dem Bauche als Gott zugetan gezeigt, da es, durch die mächtige Hand Gottes und seinen hohen Arm aus der harten Sklaverei Ägyptens befreit und zum Herrn jenes Landes, das da von Milch und Honig floß, bestimmt1, sich sofort am Anblick der vorratslosen Wüste ärgerte, über den Verlust der Fülle Ägyptens seufzte und gegen Moses und Aaron murrte: „O, daß wir doch gestorben wären, getroffen von der Hand des Herrn im Lande Ägypten, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot in Fülle aßen! Warum hast du uns herausgeführt in diese Einöden, so daß diese ganze Menge vor Hunger stirbt?“2 In derselben Bevorzugung des Bauches wollte S. 530es über seine Führer, diese Vertrauten Gottes, sich beklagen, die es durch sein Verlangen nach Fleisch und seine Rückerinnerung an die Fülle Ägyptens sehr erzürnte. „Wer wird uns Fleisch zu essen geben; es kamen uns in den Sinn die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, sowie die Kürbisse und Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch. Aber jetzt ist unsere Seele dürr und nichts als Manna sehen unsere Augen“3. So mißfiel auch ihnen die Xerophagie des Engelsbrotes; der Duft von Knoblauch und Zwiebeln war ihnen lieber als der himmlische Wohlgeruch. Darum eben wurde ihnen, da sie so undankbar waren, alles Angenehmere und Schmackhaftere entzogen, um zugleich die Gaumenlust zu züchtigen und die Enthaltsamkeit zu üben, damit erstere gestraft, letztere ihnen beigebracht werde.
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Der Text lautet nach der Wiener Ausgabe: dominus eius visus est, terrae lacte et melle mananti destinatus. dominus eius visus est gibt kaum einen Sinn, einige wollten statt „dominus“ „dominis“ setzen, andere es ganz tilgen. Gangneius überlieferte manantis, was richtig sein wird. destinatus ist mit dominus zu verbinden, und statt visus est hat wahrscheinlich ein zu terrae gehörendes Adjektiv gestanden; vielleicht „jenessichtbaren Landes, das da von Milch und Honig floß“. Dieses sichtbare Land ist ein Vorbild des unsichtbaren Landes der ewigen Güter des Lebens; vgl. adv. Jud. 9. ↩
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Ex. 16,2 ff. ↩
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Num. 11,4 ff. ↩