Fünftes Hauptstück.
Wer sieht, wer erkennt es nicht? Nach fast vierhundert Jahren, nachdem der eingeborne Sohn Gottes sich herabgelassen hat, dem zu Grunde gehenden Menschengeschlechte zu Hülfe zu kommen, hat sich, als wären zuvor keine Apo- S. 270 stel, und nach ihrem Martyrtode und Hinscheiden keine Christen gewesen, jetzt diese neue und höchst garstige Seuche, nicht durch eine verpestete Luft, sondern durch abscheuliche Gotteslästerer, nämlich der Arianismus, verbreitet. Haben also die, welche vorher geglaubt haben, eine vergebliche Hoffnung auf Unsterblichkeit gehegt? Erst vor Kurzem erfuhren wir, daß diese Erdichtungen theils von den beiden Eusebius1, theils von Narcissus2, theils von Theodorus3, theils von Stephanus, theils von Acacius4, theils S. 271 von Menophantus5, und von den unwissenden und boshaften zwei Jungen, Ursacius6 und Valens ersonnen worden seyen, deren Briefe vorgezeigt und auch durch trifftige Zeugen widerlegt werden, welche dieselben mehr bellen, als ihre Ansichten erörtern gehört haben. Diejenigen, welche mit diesen unkluger und unvorsichtiger Weise Gemeinschaft machen, müssen, weil die Genossen der Laster auch Mitgenossen der Verbrechen werden, nothwendig auch, da sie schon in diesem Leben verstoßen und verworfen sind, wenn der Tag des Gerichtes kommt, ewige Strafen leiden.
Nämlich Eusebius von Nicomedia, und Eusebius von Cäsarea. Von ihnen schreibt Athanasius in dem Buche „über die Synoden:“ „Eusebius von Nicomedia hat den Arius hoch gepriesen, und gesagt: Wenn du klug bist, so wünsche, daß Alle so denken.“ Auch Eusebius aus Cäsarea in Palästina hat sich in dem Schreiben an den Bischof Euphratio nicht gescheut, offen zu sagen, Christus sey nicht wahrer Gott. So nennt auch der heilige Hieronymus im 65. Briefe an Pammachus und Ocean den Eusebius von Cäsarea den offenbarsten Verfechter der Gottlosigkeit des Arius. ↩
Narcissus lebte um die Mitte des vierten Jahrhunderts in Cilicien zu Jeronopolis, wo er Bischof war, er war der eifrigste Vertheidiger des Arianismus, und bot beim Kaiser Konstantin Alles auf, daß die Verdammung des heiligen Athanasius von Seite der Arianer, vom Kaiser bestätiget wurde. Als man aber die Treulosigkeit und den Unglauben des Narcissus auf der Synode zu Sardica erkannte, wurde er seines Bisthumes entsetzt. Sieh Niceph. Buch IX, Hptst. 12. ↩
Die meisten Handschriften lesen Theodotus; und ihnen stimmt auch Athanasius im Buche über die Synoden bei, und selbst Arius zählt ihn in dem Briefe an Eusebius von Nikomedia unter seine Anhänger, unter dem Namen „Theodotus von Laodicäa.” Doch wollten wir die Lesart: Theodorus, beibehalten, weil sie aus dem Schreiben aus Sardika hervorgeht, wo Theodorus gelesen wird; so wie auch in dem dem Hilarius unterschobenen Fragmente II. § 7. Eben so lesen wir auch bei Sulpicius Severus, der dem Hilarius genau folgt, „Theodorus von Heraklia” (ab Heraclia Theodorum.) ↩
Acacius, Nachfolger des Eusebius Pamphilus in der Bischofswürde zu Cäsarea 333, ein zu seiner Zeit, nach dem Zeugnisse des Sozomenus, gelehrter Mann, und eifriger Verfechter des Semiarianismus. Er lebte in steter Feindschaft gegen Cyrillus, den Bischof von Jerusalem, und trachtete ihn zu verdrängen. Er war streitsüchtig und stand unter dem Schutze des Kaisers Konstantin. Auf sein Anstiften wurde der Pabst Liberius verbannt, und Felix als Gegenpabst bestätiget, Er bekannte auf mehrern Koncilien den Arianismus, und schrieb mehrere Werke in dem Sinne seiner Irrlehre. ↩
Menophantus, Bischof von Ephesus, war einer von denen, die den Aussprüchen und Beschlüssen des Konciliums von Nicäa sich widersetzten, und die Lehre des Arius billigten, und die Konsubstantialität (gleiche Wesenheit, Ὁμοουσία) des Sohnes mit dem Vater läugneten. Er wurde auch in der Synode zu Sardika verdammt, und seiner bischöflichen Würde entsetzt. Sieh Niceph. VIII. Buch, 17. Hptstk. ↩
Ursacius, Bischof von Siegidonum, und Valens, Bischof von Mursia, wurden schon in der Synode zu Sardika verdammt. ↩
