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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 9

Zweiter Artikel. Christus hatte das Wissen der seligen Anschauung.

a) Dies wird geleugnet. Denn: I. Das Wissen der seligen ist eine Teilnahme am göttlichen Wissen,
nach Ps. 35.: „In Deinem Lichte werden wir Licht.“ Christus aber hatte
das substantiale göttliche Licht selber in Sich, brauchte also nicht daran
teilzunehmen, nach Koloss. 2.: „In Christo wohnt alle Fülle der Gottheit
in körperlicher Weise.“ Also hatte die Seele Christi nicht das Wissen
der seligen. II. Das Anschauen der seligen macht selig, nach Joh. 17.: „Dies
ist das ewige Leben, daß sie Dich schauen, den wahren Gott, und den Du
gesandt hast, Jesum Christum.“ Der Mensch Christus aber war selig auf
Grund des Annehmens der menschlichen Natur von seiten des Wortes zu
persönlicher Einheit, nach Ps. 64.: „Selig, den Du angenommen hast.“
Also war in Christo nicht das Wissen der seligen. III. Der Mensch hat ein Wissen gemäß seiner Natur und ein anderes
über seine Natur hinaus. Das Wissen der seligen nun ist über die Natur hinaus, war also nicht in Christo; denn in Ihm bestand ein weit höheres übernatürliches Wissen, das göttliche. Auf der anderen Seite besteht das Wissen der seligen in der Erkenntnis Gottes. Christus aber, auch als Mensch, erkannte in vollendeter Weise Gott, nach Joh. 8.: „Ich kenne Ihn (nämlich Gott) und beobachte sein Gebot.“ Also war in Christo die Wissenschaft der seligen.

b) Ich antworte, daß das, was im Vermögen zu etwas hin ist, zu entsprechendem Thatsächlichsein gelangt vermittelst dessen, was bereits thatsächlich ist; denn warm muß thatsächlich sein das, wodurch Anderes warm wird. Der Mensch nun ist im Vermögen zur Wissenschaft der seligen, welche im Anschauen Gottes besteht, und zu ihr hat er Beziehung wie zu seinem letzten Endzwecke; denn die vernünftige Kreatur ist fähig für jene selige Kenntnis, insoweit sie nach dem Ebenbilde Gottes ist. Zu diesem Zwecke aber eben sollen die Menschen hingeleitet werden durch Christi Menschheit, nach Hebr. 2.: „Es schickte sich, daß derjenige, wegen dessen Alles und durch den Alles, der viele Söhne in die Herrlichkeit geführt hatte, den Urheber ihres Heiles durch das Leiden vollendete.“ Also mußte die Kenntnis der seligen in der vollkommensten Weise in Christo sein und somit die Anschauung Gottes von seiten der Seele Christi; da die Ursache immer vollendeter sein muß wie die Wirkung.

c) I. Bei Christo bleibt der Unterschied der Naturen bei der Einheit in der Person. Und somit ward die menschliche Seele in Christo vollendet durch eine Teilnahme am göttlichen Lichte von seiten der göttlichen Natur; und diese Teilnahme bestand in der seligen Anschauung. II. Von der Einigung selbst aus ist jener Mensch selig in ungeschaffener Seligkeit, so wie Er Gott ist. Außer dieser ungeschaffenen Seligkeit aber mußte eine geschaffene Seligkeit in Christo sich finden gemäß der
menschlichen Natur, durch welche diese Seele, die ein Teil der menschlichen
Natur ist, in den Besitz des letzten Endzweckes gesetzt würde. III. Die Wissenschaft der seligen ist über der Natur, insoweit in der
Natur nicht die Kraft sich findet, um dazu zu gelangen. In anderer Weise
ist sie gemäß der Natur, insoweit die menschliche Natur deren fähig ist,
als gemacht nach dem Bilde Gottes. Die ungeschaffene Wissenschaft ist
allseitig über der Natur.

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