• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 21

Dritter Artikel. Christo geziemte es, für Sich zu beten.

a) Das scheint nicht. Denn: I. Hilarius (10. de Trin.) sagt: „Obgleich nicht für seinen eigenen
Vorteil das flehentliche Bitten war, dienten diese Worte jedoch dem Fortschritte unseres Glaubens.“ Also nicht für Sich, sondern für uns hat
Christus gebetet. II. Niemand betet außer um das was er will. Christus aber wollte
leiden, was Er litt. Denn Augustin (26. cont. Faust.) sagt: „Der Mensch
wird zumeist zornig, ohne es zu wollen; er wird traurig, ohne es zu wollen;
er will es nicht und schläft doch ein; er will nicht und hungert. Christus
aber that dies Alles, weil Er so wollte.“ Also hat Er nicht für Sich
selbst gebetet. III. Cyprian sagt (de orat. Domin.): „Christus, der Lehrer und
Meister der Einheit, wollte nicht, daß jeder einzeln und im besonderen bete,
damit es nicht schiene, daß jemand nur für sich selber bete.“ Christus aber
vollbrachte das durch die That, was Er lehrte; denn „Er fing an zu thun
und zu lehren“ (Act. 1.). Also nie hat Christus für Sich allein gebetet. Auf der anderen Seite fleht der Herr (Joh. 17.): „Vater, verherrliche Deinen Sohn.“

b) Ich antworte; Christus betete in doppelter Weise für Sich selbst: einmal indem Er die Hinneigung des sinnlichen Teiles ausdrückte (Art. 2.) oder die Natur des menschlichen Wollens, wie als Er betete, daß der Kelch vorübergehen möge; — dann, indem Er ausdrückte die Hinneigung des überlegten vernünftigen Willens, wie als Er um die Herrlichkeit der Auferstehung flehte. Und dies geschah mit vollem Rechte. Denn (Art. 1.) Christus betete zum Vater, damit Er uns ein Beispiel gebe und damit Er den Vater als den Quell seines Seins hinstelle, von dem Er in Ewigkeit ausging nach der göttlichen Natur und von dem die menschliche Natur alles Gute hat. Wie Er nun in der menschlichen Natur manches Gute vom Vater bereits empfangen hatte, so erwartete Er von Ihm andere Güter, die Er noch nicht hatte, aber empfangen sollte. Wie Er also dem Vater (Matth. 26.; Joh. 11.) dankte für die bereits empfangenen, so bat Er um die noch zu erhaltenden; damit Er uns so nach beiden Seiten hin ein Beispiel gebe.

c) I. Hilarius spricht vom mündlichen Gebete, das dem Herrn nur unsertwegen notwendig war. Denn wenn Gott „das Verlangen der armen erhört“ (Ps. 9.), so hat um so mehr der Wille Christi die Kraft des Gebetes beim Vater. Deshalb sagte Er selbst (Joh. 11.): „Ich wußte, daß Du immer mich erhörest; aber gesprochen habe ich um des umstehenden Volkes willen, damit sie glauben, daß Du mich gesandt hast.“ II. Christus wollte zwar für jene Zeit Bestimmtes leiden; aber Er
wollte auch, daß nach seinem Tode der Leib verherrlicht werde; und dies
erwartete Er vom Vater. III. Die Herrlichkeit selber, um welche der Herr bat, erstreckte sich
auf das Heil der anderen, nach Röm. 4.: „Er ist aufgestanden wegen
unserer Rechtfertigung.“ Und sonach war dieses Gebet, das Er zu Gunsten
seiner selbst verrichtete, gewissermaßen auch für andere. So betet jeder
Mensch, welcher um ein Gut bei Gott fleht, damit Er es zum Nutzen der
anderen gebrauche, nicht allein zu seinen Gunsten, sondern auch für die
anderen.

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
Summa theologiae vergleichen
Übersetzungen dieses Werks
Summe der Theologie

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung