Dritter Artikel. Die Vorherbestimmung Christi ist das Beispiel und Modell für die unsrige.
a) Dem wird widersprochen. Denn: I. Das Modell existiert vorher wie das nach ihm Gemachte. Nichts aber existiert vor der Ewigkeit. Da nun unsere Vorherbestimmung von Ewigkeit her ist, so besteht für sie kein Modell. II. Das Modell oder die Exemplaridee führt zur Kenntnis des danach Hergestellten. Gott aber braucht nicht in die Kenntnis von etwas geführt zu werden, nach Röm. 8.: „Die Er vorhergewuht, die hat Er vorherbestimmt.“ III. Unsere Vorherbestimmung ist nicht gleichförmig mit der Christi. Denn wir sind vorherbestimmt zu Adoptivkindern; Christus zum natürlichen Sohnes Gottes. Also ist da von Modell und dem danach Gemachten nicht die Rede. Auf der anderen Seite schreibt Augustin (I. c.): „Das herrlichste Licht unserer Vorherbestimmung und unserer Gnade ist der Heiland selber. Er, der Mittler zwischen Gott und den Menschen.“ Deshalb aber ist der Herr das Licht für unsere Vorherbestimmung und Gnade, weil durch die seinige unsere Vorherbestimmung offenbar wird; was zum Charakter eines Modells gehört. Also.
b) Ich antworte, wird der Akt selber des Vorherbestimmens berücksichtigt, so sei die Vorherbestimmung Christi nicht das Modell oder Exemplar für die unsrige; denn in ein und demselben Akte wurden wir und Christus vorherbestimmt. Wird aber berücksichtigt, wozu jemand vorherbestimmt wird, so ist die Vorherbestimmung Christi das leitende Modell der unsrigen; und zwar 1. mit Rücksicht auf das Gute, wozu wir vorherbestimmt werden; denn Christus ist bestimmt zur natürlichen Gotteskindschaft, wir zur Adoptiv-Gotteskindschaft, welche ist eine mitgeteilte Ähnlichkeit der natürlichen, so daß Röm. 8. es heißt: „Die Er vorherbestimmt hat, gleichförmig zu werden dem Bilde seines Sohnes;“ — 2. mit Rücksicht auf die Gnade, wodurch wir den Zweck der Vorherbestimmung erreichen; denn in offenbarster Weise ist in Christo die menschliche Natur ohne vorhergehende Verdienste geeintworden mit dem Sohne Gottes, wir aber „haben empfangen von seiner Fülle“ (Joh. 1, 16.).
c) I. Dies betrifft den Akt der Vorherbestimmung. II. Ebenso. III. Nicht mit Rücksicht guf Alles braucht dem Modell das danach Gemachte zu entsprechen; sondern es muß ihm nur irgendwie nachahmen.
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