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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 38

Zweiter Artikel. Die Taufe des Johannes war von Gott.

a) Dies ist nicht so. Denn: I. Nichts zu einem Sakramente Gehöriges, was von Gott kommt,
wird nach einem Menschen benannt. Diese Taufe aber heißt die des Johannes;
nach Matth. 21.: „Die Taufe des Johannes, woher war sie, vom Himmel
oder von den Menschen?“ Also war die Taufe nicht von Gott. II. Jede von Gott neu ausgehende Lehre wird durch Zeichen und
Wunder bekräftigt, weshalb ja auch (Exod. 4.) Gott dem Moses die Gewalt
gab, Wunder zu wirken; und Paulus sagt (Hebr. 2.): „Da der Glaube den
Anfang genommen, von Gott auseindergesetzt zu werden, ist er durch jene,
die ihn hörten, bis zu uns hin gekräftigt worden; indem Gott sein Zeugnis
gab in Zeichen und Wundern.“ Johannes „aber hat kein Wunder gewirkt“
(Joh. 10.). Also war seine Taufe nicht von Gott. III. Die von Gott eingesetzten Sakramente werden in der Schrift
irgendwie vorgeschrieben. Dies ist aber bei der Taufe des Johannes nicht
der Fall. Auf der anderen Seite heißt es Joh. 1, 33.: „Der da mich gesandt hat, daß ich taufe mit Wasser; Er hat mir gesagt: Über jenen…“

b) Ich antworte; der Ritus bei dieser Taufe war von Gott, der vermittelst des inneren Antriebes des heiligen Geistes und dementsprechender Offenbarung den Johannes sandte, daß er taufe; — die Wirkung aber dieser Taufe war vom Menschen; denn nichts wurde da gewirkt, was nicht der Mensch aus eigenen Kräften machen könnte, natürlich vorausgesetzt daß Gott auch so im Menschen wirkt, wenn auch nicht in übernatürlicher Weise.

c) I. Durch die christliche Taufe wird vom heiligen Geiste die Seele des Menschen gereinigt; dies macht also Gott allein. Die Taufe des Johannes aber reinigte bloß den Körper. Deshalb heißt es Matth. 3.: „Ich taufe euch im Wasser; jener aber wird euch taufen im heiligen Geiste.“ Und so wird die Taufe des Johannes nach ihm benannt; weil nichts da geschah, was er nicht wirkte. Die Taufe des Neuen Bundes aber wird nicht vom Spender benannt; weil dieser die Hauptwirkung, nämlich die innere Reinigung bei der Taufe, nicht wirkt. II. Die ganze Lehre und das ganze Wirken des heiligen Johannes hatte zum Zwecke Christum, der durch eine Menge Wunder seine und des Johannes Lehre bekräftigte. Hätte Johannes Wunder gewirkt, so würden die Menschen gleichmäßig auf ihn und den Herrn achtgegeben haben. Als jedoch die Juden fragten, warum er (ohne von Wundern bestätigt zu werden)taufe, bekräftigte er seine Autorität durch die heilige Schrift mit den Worten (Joh. 1.): „Die Stimme des rufenden in der Wüste …“ Zudem bekräftigte die Strenge seines Lebens die Autorität seines Amtes; denn „wunderbar war es, im menschlichen Körper solches Dulden zu sehen“ (Chrysost. 10 sup. Matth.) III. Die Taufe des heiligen Johannes sollte nur kurze Zeit dauern; und deshalb ward rücksichtlich ihrer kein Gebot in der Schrift gegeben.

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