Fünfter Artikel. Erlöser sein ist ganz eigen dem Herrn.
a) Dementgegen steht Folgendes: I. Es kommt der ganzen Dreieinigkeit zu, „Gott der Wahrheit“ zu sein. Ps. 30. aber heißt es: „Du hast mich erlöst, Herr, Gott der Wahrheit.“ II. Jener löst los, der den Preis giebt. Gott Vater aber gab seinen Sohn dahin, damit Er „Erlösung sende seinem Volke“ (Ps. 110.) Also ist Gott Vater wenigstens ebensogut Erlöser wie der Sohn. III. Auch das Leiden anderer heiligen ist nützlich für unser Heil, nach Kol. 1.: „Ich freue mich in meinem Leiden für euch und fülle aus was mangelt an den Leiden Christi in meinem Fleische für seinen Körper, der da ist: die Kirche.“ Also auch andere heilige können Erlöser genannt werden. Auf der anderen Seite heißt es Gal. 3.: „Christus hat uns erlöst vom Fluche des Gesetzes, da Er Fluch geworden ist für uns.“ Letzteres aber gilt nur von Christo. Also Er allein darf Erlöser genannt werden.
b) Ich antworte; dazu daß jemand erlöse, sei erforderlich: 1. Die Thätigkeit des Lösens; und 2. der Preis. Denn bezahlt jemand einen Preis, der nicht ihm gehört, sondern einem anderen; so ist dieser vielmehr jener, der an erster Stelle erlöst. Der Preis nun unserer Erlösung ist das Blut Christi oder sein körperliches Leben, das im Blute seinen Sitz hat; und diesen Preis hat Christus selber für uns bezahlt. Beides also gehört Christo an als einem Menschen. Die ganze Dreieinigkeit kommt hier in Frage als erste und entfernte Ursache, von der sowohl das Leben Christi stammte und die Ihm auch die Liebe einflößte, mit welcher Er für uns litt. Unmittelbar Erlöser sein also ist eigen Christo als Menschen; die Dreieinigkeit ist davon die erste Ursache.
c) I. Die Glosse bemerkt dazu: „Du, Herr, Gott der Wahrheit, hast mich erlöst in Christo, der da rief: In Deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Es ist da nämlich Christus die unmittelbare Ursache der Erlösung, die Dreieinigkeit die erste und Hauptursache. II. Unmittelbar hat Christus den Preis unserer Erlösung bezahlt; aber auf den Willen des Vaters hin als des Haupturhebers. III. Die Leiden der heiligen nützen der Kirche; nicht in der Weise von Erlösung, sondern als Beispiel und Ermahnung, nach 2. Kor. 1.: „Sei es daß wir in Trübsal sind für euere Ermahnung und für euer Heil.“
