Erster Artikel. Die Katechese muß der Taufe vorangehen.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Die Taufe erzeugt wieder zu neuem Leben. Früher aber lebt man als daß man belehrt wird. II. Auch Kinder werden ja getauft, die einer Belehrung gar nicht zugänglich sind. III. In der Katechese lernt der Mensch seinen Glauben bekennen. Die Kinder aber können den Glauben nicht bekennen weder durch sich selber noch durch andere. Denn einerseits kann keiner den anderen ohne weiteres zu etwas verpflichten und andererseits weiß man nicht, ob das betreffende Kind, nachdem es zum Gebrauche der Vernunft gelangt ist, dem Glauben wird zustimmen wollen. Also ist eine katechetische Belehrung vor der Taufe nicht notwendig. Auf der anderen Seite sagt Rhabanus (I. de inst. cler. 25.): „Vor der Taufe muß der betreffende im Katechismus unterrichtet werden, damit er die Elemente der Glaubenswahrheit lerne.“
b) Ich antworte; die Taufe sei ein gewisses Bekenntnis des Glaubens. Um aber den Glauben zu bekennen, muß man zuerst darin unterrichtet werden, nach Röm. 10.: „Wie sollen sie glauben dem, von dem sie nichts gehört haben? Und wie sollen sie hören, ohne daß ihnen jemand predigt?“ Deshalb schickt auch der Heiland, ehe er den Auftrag giebt zu taufen, voraus: „Gehet, lehret alle Völker etc.“
c) I. Das Leben der Gnade hat zur Voraussetzung das natürliche Leben, innerhalb dessen der Mensch fähig ist, belehrt zu werden. II. Wie die Kirche als Mutter den kleinen anbequemt (Kap. 69, Art. 6 ad III.) die Füße der anderen daß sie kommen; die Herzen der anderen daß sie glauben; so auch die Ohren der anderen daß sie hören und die Vernunft der anderen, damit sie die Kinder unterrichten. Also sind sie unter demselben Gesichtspunkte dem Unterrichte zugänglich wie der Taufe. III. Wer da für das Kind antwortet: „Ich glaube,“ der verpflichtet nicht sich anstatt des Kindes, daß das Kind glauben wird, wenn es zu den Unterscheidungsjahren gelangt sein wird; sonst würde er sagen: „Ich werde glauben.“ Vielmehr bekennt er in der Person des Kindes, dem der Glaube mitgeteilt wird, den Glauben der Kirche, deren Sakrament das Kind empfängt. Nicht aber ist es unzulässig, daß jemand durch einen anderen verpflichtet wird zu dem, was für das Heil notwendig ist; da jeder kraft seiner Natur verpflichtet ist, nach seinem eigenen Wohle zu streben. IV. Der Pate verpflichtet für seine Person sich nur, er werde für die Zukunft sich Mühe geben, daß das Kind am Glauben festhalte. Für erwachsene freilich würde dies nicht genügen.
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