Dritter Artikel. Das, was beim Exorcismus gethan wird, bezeichnet nicht nur, sondern bewirkt etwas.
a) Es bezeichnet dies Alles nur etwas. Denn: I. Stirbt das Kind nach den Exorcismen vor der Taufe, so erlangt es nicht die Seligkeit. Dies ist aber der Zweck dessen, was in den Sakramenten geschieht, daß der Mensch selig werde; wonach Mark. ult. es heißt: „Wer glaubt und getauft ist, wird selig werden.“ Also wirkt das Besagte nichts. II. Dies allein wird zu einem Sakramente des Neuen Bundes erfordert, daß es Zeichen sei und Ursache. Bewirkten also alle die Dinge, die man beim Exorcismus thut, etwas, so wären sie alle insgesamt besondere Sakramente. III. Wie der Exorcismus zur Taufe; so haben alle die Dinge, die beim Exorcismus geschehen, Beziehung zur Wirkung der Taufe. Die Vorbereitung im Stoffe aber geht mit Notwendigkeit vorher der vollendet innewohnenden Form, da nur in einen gehörig vorbereiteten Stoff die bildende Form tritt. Also würde die Taufe keinerlei Wirkung haben, wenn nicht der Exorcismus vorherginge; was falsch ist. Also wirkt der Exorcismus nichts, er ist rein Zeichen. IV. Manche dieser Ceremonien geschehen vor, manche nach der Taufe, wie daß der Priester dem Täuflinge den Scheitel mit Chrisam salbt. Letztere aber wirken jedenfalls nichts, da sonst die Wirkung der Taufe unvollständig wäre; also auch nicht die ersteren. Auf der anderen Seite sagt Augustin (1. de symb. c. 1.): „Die kleinen werden angehaucht und exorcisiert, damit von ihnen die Gewalt des Teufels entfernt werde, der den Menschen getäuscht hat.“
b) Ich antworte; manche meinten, die Exorcismen in der Taufe seien reine Zeichen und bewirkten nichts. Doch daß dies falsch sei, folgt bereits aus der Formel, welche von der Kirche angewandt wird, in der es heißt z. B.: „Also, verfluchter Teufel, gehe aus von ihm etc.“ Deshalb muß man sagen, das von der Taufe Gewirkte sei die Gnade für den vollen Nachlaß der Sünden; dagegen das vom Exorcismus Gewirkte sei der Ausschluß eines doppelten Hindernisses für den heilsamen Empfang der Gnade. Das eine Hindernis ist ein äußerliches, insoweit die Teufel das Heil des Menschen zu hindern versuchen; und dieses Hindernis wird ausgeschlossen durch die Anhauchungen, durch welche die Gewalt des Teufels verjagt wird, wie aus Augustin (l. c.) hervorgeht, nämlich damit er kein Hindernis bereite für den Empfang des Sakramentes. Es bleibt jedoch damit noch bestehen die Gewalt des Teufels über den Menschen mit Rücksicht auf den Flecken der Sünde und die verschuldete Strafe, bis daß dies durch die Taufe hinweggenommen wird. Deshalb sagt Cyprian (ep. 7. lib. 4.): „Wisse, daß die Bosheit des Teufels verbleiben kann bis zum heilsamen Wasser; in der Taufe selber erst verliert der Teufel alle Macht, wie die Bosheit im Menschen selbst sie ihm gewährt.“ Das andere Hindernis ist ein innerliches, soweit nämlich der Mensch, angesteckt durch die Erbsünde, in seinen Sinnen verschlossen ist für die Aufnahme der Geheimnisse des Heils. Deshalb sagt Rhabanus (1. inst. cleric. 27.): „Durch den figürlichen Speichel und die Berührung des Priesters wirkt die göttliche Weisheit und Kraft Heilsames für den Katechumen; daß ihm nämlich die Nase geöffnet seien, um in sich aufzunehmen den Wohlduft der Kenntnis Gottes; daß die Ohren offen werden, um zu hören auf die Gebote Gottes; und die inneren Sinne des Herzens, damit er entspreche dem heilsamen Einflusse.“
c) I. Durch das beim Exorcismus Geschehende wird nicht die Schuld hinweggeräumt, derentwegen der Mensch gestraft wird nach dem Tode; sondern nur die Hindernisse werden entfernt, um den Nachlaß der Sünde in sich aufzunehmen. Also nach dem Tode hat der einfache Exorcismus keinerlei Wirkung, wenn nicht die Taufe hinzugetreten ist. Präpositivus jedoch meint, solche Kinder, welche vor der Taufe nach dem Exorcismus sterben, würden in minderer Finsternis sein. Doch dies hat nicht den Schein der Wahrheit für sich, da jene Finsternis eben der Mangel der Anschauung Gottes ist und somit kein Mehr und Minder zuläßt. II. Zur Natur des Sakramentes gehört die Hauptwirkung, nämlich die Gnade des Sündennachlasses oder die Gnade, welche einem Mangel im Menschen abhilft. Dies aber geschieht nicht durch den Exorcismus. Durch denselben werden bloß einige Hindernisse entfernt; und so gehört er mit allen entsprechenden Ceremonien zu den Sakramentalien, nicht zu den Sakramenten. III. Die genügende Vorbereitung für die Taufgnade ist der Glaube und die Absicht, sei es des zu taufenden selber oder, wenn es ein Kind ist, die der Kirche. Der Exorcismus aber entfernt nur Hindernisse; und somit kann jemand ohne selben die Wirkung der Taufe in sich empfangen. Es sind jedoch dergleichen Dinge nicht beiseite zu lassen außer in Todesgefahr; und ist diese vorüber, so müssen sie nachgeholt werden, damit die Taufe ihre Gleichförmigkeit bewahre. Dies geschieht nicht nutzlos nach der Taufe. Denn wie die Wirkung der Taufe gehindert werden kann, ehe diese gespendet wird; so kann sie gehindert werden, nachdem die Taufe gespendet worden. IV. Die Salbung am Scheitel, welche nach der Taufe geschieht, ist ebensalls kein reines Zeichen, sondern wirkt das Behüten der Taufgnade. Daß aber ein weißes Kleid gegeben wird und Ähnliches, wirkt nichts; sondern bezeichnet bloß.
