Erster Artikel. Christus selber nahm sein Fleisch und sein Blut.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Das Evangelium hat davon nichts. Also darf dies nicht behauptet werden. II. Nichts kann in sich selber sein; außer etwa so, daß ein Teil in einem anderen ist (4 Physic.). Was aber gegessen und getrunken wird, ist im essenden und trinkenden. Da also der ganze Christus in jeder Gestalt ist, so kann unmöglich Christus Sich selbst genommen haben als Speise und Trank. III. Geistigerweise konnte Christus dieses Sakrament nicht nehmen; da Er nichts Geistiges vom Sakramente aus empfing. Da nun das bloße sakramentale Kommunizieren unvollkommen ist, so hätte Christus, würde Er kommuniziert haben, etwas Unvollkommenes gethan. Auf der anderen Seite schreibt .Hieronymus an Hedibias (q. 2.): „Unser Herr Jesus Christus; Er ist der Gastgeber und das Gastmahl; Er, der da ißt und gegessen wird.“
b) Ich antworte, manche sagen, Christus habe wohl sein Fleisch und Blut den Jüngern zu essen gegeben; aber nicht selbst es gegessen. Das aber scheint keine zulässige Meinung zu sein. Denn was Christus eingesetzt hat, daß es von den anderen beobachtet werde; das hat Er selbst zuerst beobachtet. Deshalb wollte auch Er selbst getauft weriwn, nach Act. l.: „Jesus fing an zu thun und zu lehren.“ Er hat also auch zuerst sein Fleisch und Blut genommen und dann es den Jüngern gegeben. Und das drückt zu Ruth 3. (cumque comedisset et bibisset) die Glosse erklärend aus: „Christus aß und trank beim Abendmahle, da Er seinen Leib und sein Blut im Sakramente den Jüngern gab. Weil also die Jünger (pueri) am Fleische und Blute teilhatten, hat Er auch selbst daran teilgenommen.“
c) I. In den Evangelien steht: „Er nahm das Brot und den Kelch“ (accepit). Nicht aber ist das so zu verstehen, als ob Er dies bloß in die Hände genommen; sondern Er nahm es in der nämlichen Weise wie Er es den Jüngern gab, daß sie es nehmen sollten. Wenn Er also sprach: „Nehmet und esset,“ und: „Nehmet und trinket,“ so ist dies so zu verstehen, daß auch Er es genommen und gegessen, resp. getrunken hat. Deshalb heißt es auch in den Versen: Der König sitzt beim Abendmahl Umgeben von der Zwölfe Zahl. In Händen hält Er Sich, Die Speise speiset sich. II. Christus steht in Beziehung zum Orte in diesem Sakramente; nicht vermittelst des Umfangs des eigenen Leibes, sondern verinittelst des Umfangs der sakramentalen Gestalten, so daß in jedem Orte, wo diese Gestalten sind, auch Christus ist. Und weil diese Gestalten in seinen Händen und in seinem Munde sich finden konnten, so konnte auch der ganze Christus in seinen Händen und in seinem Munde sein. Dies hätte aber nicht stattfinden können, insoweit Christus Beziehung zum Orte hat gemäß seinem eigenen Umfange. III. Nicht einzig der Zustand in der heiligmachenden Gnade ist eine Wirkung dieses Sakramentes, sondern auch ein gewisses thatsächliches Ergötzen. Und so wurde wohl in Ihm nicht der Zustand der heiligmachenden Gnade durch dieses Sakrament vermehrt. Er hatte jedoch eine gewisse , geistige Freude bei der Einsetzung dieses Sakramentes. Deshalb sagt Er: „Mit großem Verlangen habe ich danach verlangt, dieses Osterlamm mit euch zu essen.“ Demgemäß speiste Er in geistiger und in sakramentaler Weise, insofern Er seinen Leib unter dem Sakramente nahm, was Er als Sakrament seines Leibes innerlich auffaßte und worüber Er verfügte. Alle übrigen aber nehmen anders in geistiger und sakramentaler Weise die Eucharistie; denn sie erfahren eine Vermehrung im Zustande der heiligmachenden Gnade und bedürfen der sakramentalen Zeichen zum Verständnisse der Wahrheit.
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