Dritter Artikel. Christus reichte den Jüngern seinen leidensfähigen Leib.
a) Der Leib, den Christus reichte, war leidensunfähig. Denn: I. Zu Matth. 17. (transfiguratus est) bemerkt die Glosse: „Jenen Leib, den Er von Natur hatte, gab Christus beim Abendmahle; nicht einensterblichen und leidensfähigen Leib.“ Und zu Leo. 2. (si oblatio): „Das Kreuz, das da über Alles hinaus stark ist, hat das Fleisch Christi, welches vor dem Leiden nicht geeignet schien, Nahrung zu sein, dazu nachher geeignet gemacht.“ Also gab Christus so den Jüngern seinen Leib, wie derselbe nach dem Leiden war; nämlich als einen unsterblichen und leidensunfähigen. II. Jeder leidetrsfähige Körper leidet unter der Berührung und unter dem Zermalmen. Wäre also der Körper Christi leidensfähig gewesen, so hätte derselbe beim Abendmahle am Gründonnerstage unter den Jüngern gelitten. III. Die sakramentalen Worte schließen jetzt keine größere Kraft in sich ein wie damals als Christus sie aussprach. Jetzt aber machen sie, daß der Leib Christi als unsterblicher und leidensunfähiger im Sakramente gegenwärtig ist. Also thaten sie dies auch als Christus sie sagte. Auf der anderen Seite schreibt Innocenz III. (4. de sacrif. miss. 12.): „Einen solchen Leib gab der Herr den Jüngern wie Er ihn hatte.“ Er hatte aber zu jener Zeit einen leidensfähigen Leib. Also gab Er einen solchen.
b) Ich antworte; daß Hugo von St. Viktor meinte, Christus habe vor seinem Leiden zu verschiedenen Zeiten die vier Vollkommenheiten eines glorreichen Körpers angenommen und zwar die Leidensunfähigkeit beim letzten Abendmahle. Aber das ist nicht möglich. Denn Christus hat offenbar den nämlichen Leib seinen Jüngern unter der sakramentalen Gestalt gereicht, welchen Er in deffen eigener Gestalt an sich trug. Nun war dieser Leib nicht damals leidensunfähig, sondern im Gegenteil zum Leiden bereit. Also konnte Er ihnen nur einen leidensfähigen Körper geben. Aus eine leidensunfähige Weife jedoch war der Leib des Herrn gegenwärtig unter der sakramentalen Gestalt, wahrend er in der eigenen Gestalt leidensfähig war; wie unsichtbarerweise war unter der Gestalt des Brotes derselbe Leib, der sichtbar war in der eigenen Gestalt. Denn wie das Sehen verlangt die berührende Verbindung mit dem Körper, der gesehen wird; so verlangt das Leiden die Berührung des Körpers, der leidet, mit dem, was darauf einwirkt. Der Körper Christi aber unter den sakramentalen Gestalten steht zu den umstehenden Körpern nicht in Beziehung kraft des eigenen Umfanges, vermittelst dessen die Körper sich berühren, sondern kraft des Umfanges der Gestalten von Brot und Wein. Diese Gestalten also werden gesehen und leiden, nicht aber der Leib des Herrn.
c) I. Die Glosse spricht von der leidensunfähigen, unsterblichen Weise, in welcher der leidensfähige Leib des Herrn gegenwärtig war. Das Kreuz aber machte das Fleisch Christi geeignet, gegessen zu werden, insofern dieses Sakrament das Leiden des Herrn darstellt. III. Der Einwurf würde gelten, wenn auf eine leidensfähige Weise der Leib Christi gegenwärtig gewesen wäre. III. Die Eigenheiten des Körpers Christi sind im Sakramente zugegen kraft des thatsächlichen Begleitens; nicht kraft des Sakramentes, kraft dessen die Substanz des Leibes gegenwärtig ist. Die sakramentalen Worte aber erstrecken sich darauf, was kraft des Sakramentes gegenwärtig ist, also gleichmäßig auf die Gegenwart der Substanz allein unter welch auch immer thatsächlich begleitenden Eigenheiten und Zuständen.
