Vierter Artikel. Wäre das Sakrament konsekriert oder aufbewahrt worden zur Zeit des Todes Christi, so wäre Er darin gestorben.
a) Das scheint nicht. Denn: I. Der Tod Christi war eine Folge des Leidens Christi. Christus aber war im Sakramente zugegen in leidensunfähiger Weise. Also wäre Er da nicht gestorben. II. Im Tode Christi war Leib und Blut Christi getrennt. Im Sakramente ist es verbunden. III. Der Tod bedeutet die Trennung der Seele. Dieses Sakrament aber enthält den Leib und die Seele Christi. Auf der anderen Seite würde der nämliche Christus, der am Kreuze hing, im Sakramente gewesen sein. Am Kreuze aber starb Er. Also wäre Er auch im Sakramente gestorben.
b) Ich antworte; der gleiche Leib Christi ist nicht auf die gleiche Art und Weise im Sakramente und in der eigenen Gestalt. Denn in der eigenen Gestalt umstehen ihn andere Körper kraft des eigenen Umfangs; im Sakramente aber kraft des Umfangs der Gestalten. Das also, was Christum betrifft, soweit Er in Sich ist, kann Ihm zugeschrieben werden in der eigenen Gestalt gleichermaßen wie in der Gestalt des Sakramentes, wie das Leben, Sterben, Schmerzen, Beseelt-, Unbeseeltsein u. dgl. Das aber, was Ihm zukommt auf Grund der außen befindlichen Körper, kann Ihm nur in der eigenen Gestalt zugeschrieben werden, nicht unter der sakramentalen, wie das Geißeln, das Verhöhntwerden etc.
c) I. Zu leiden kommt dem Körper zu auf Grund des Einwirkens außen befindlicher Körper. Leiden also kann Christus nicht im Sakramente, wohl aber sterben. II. Kraft des Sakramentes ist unter der Gestalt des Brotes nur der Leib, unter der Gestalt des Weines nur das Blut. Jetzt aber, wo der Leib thatsächlich nicht getrennt ist vom Blute, ist unter der Gestalt des Brotes kraft des thatsächlichen Begleitens gegenwärtig auch das Blut und unter der des Weines auch der Leib. Zur Zeit des Todes Christi also wäre unter der Gestalt des Brotes nur der Leib, unter der des Weines nur das Blut gegenwärtig gewesen; weil da thatsächlich der Leib Jesu vom Blute getrennt war. Dasselbe gilt für: III. Wäre das Sakraident konsekriert worden zur Zeit, wo die Seele getrennt war vom Leibe, so würde die Seele unter der Gestalt des Brotes nicht gegenwärtig gewesen sein.
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