8.
Nun beachtet noch einen Rat! Der böse Feind redet uns ein, wir hätten eine Tugend, z. B. die Geduld, weil wir uns diese fest vornehmen und sehr oft Akte des Verlangens erwecken, viel für Gott zu leiden. Wir meinen auch, wir würden die Leiden, wenn solche über uns kämen, wirklich ertragen, und so sind wir ganz zufrieden mit uns, weil auch der Teufel dazu beiträgt, daß wir dies glauben. Aber ich warne euch: Haltet nichts auf solche Tugenden, sondern denkt, sie seien euch nur dem Namen nach bekannt! Erst dann, wenn ihr sie schon durch die Tat erprobt habt, könnt ihr glauben, daß der Herr sie euch verliehen habe. Denn es kann sein, daß bezüglich der Tugend der Geduld schon ein einziges unliebes Wort, das man euch sagt, diese überwindet. Habt ihr es aber oft ertragen, dann preiset Gott dafür, daß er euch diese Tugend zu lehren beginnt, und ermutigt euch zum Leiden! Denn wenn er euch Geduld verleiht, gibt er euch zu verstehen, daß er euch veranlassen will, ihm auf solche Weise diese Tugend zu vergelten. Ja, er ist es, der sie euch gibt, und ihr sollt sie, wie gesagt, nicht anders betrachten als ein euch anvertrautes Gut.
