7.
Ich preise oft den Herrn, wenn ich darüber nachdenke, woher es doch kommt, daß ein Diener Gottes, ohne ein Wort zu sprechen, nicht selten Reden verhindert, die wider die göttliche Majestät sind. Der Grund hierfür mag derselbe sein wie in unseren irdischen Verhältnissen. Wenn wir hier in der Welt einen Freund haben, so zeigt man vor uns immer Achtung gegen ihn und hütet sich auch in seiner Abwesenheit, ihn zu beschimpfen, weil man weiß, daß er unser Freund ist. Es mag auch sein, daß der Stand der Gnade selbst, worin der Diener Gottes sich befindet, von so niedriger Herkunft er auch sein mag, Achtung vor ihm einflößt; daß man sich ferner in seiner Gegenwart deshalb vor der Beleidigung Gottes hütet, weil man weiß, diese würde ihm nur den größten Schmerz verursachen. Dies sind indessen nur meine Vermutungen, die eigentliche Ursache weiß ich nicht; aber das weiß ich, daß es ganz gewöhnlich so geschieht. Seid also nicht ängstlich, meine Schwestern! Denn sobald eine Seele zaghaft zu werden beginnt, wird sie in Vollführung alles Guten sehr gehindert. Sie wird zuweilen skrupulös und dadurch unnütz für sich und andere werden. Wäre dies auch nicht der Fall, so mag sie wohl noch gut für sich selber sein, wird aber nicht viele Seelen Gott zuführen, wenn andere ihre Zaghaftigkeit und Ängstlichkeit sehen. Unsere Natur ist einmal so, daß sie dadurch abgeschreckt und niedergehalten wird. Wenn man da auch klar erkennt, daß der Weg, den ihr wandelt, zu größerer Tugend führt, so scheut man ihn doch.
