31. Kap. Der Tod des Johannes und des Philippus.
Bereits früher1 haben wir über Zeit und Art des Todes von Paulus und Petrus berichtet sowie über den Ort, an dem nach ihrem Hinscheiden ihre Leiber beigesetzt worden waren. Die Zeit des Johannes haben wir schon erwähnt.2 Seine Begräbnisstätte aber ergibt sich aus einem Briefe, welchen Polykrates, Bischof der Kirche in Ephesus, an den römischen Bischof Viktor richtete. In demselben gedenkt er sowohl des Johannes als auch des Apostels Philippus und der Töchter des letzteren mit folgenden Worten: „Denn auch in Asien haben große Sterne3 ihre Ruhestätte gefunden, welche am Jüngsten Tage bei der Wiederkunft des Herrn auferstehen werden. An diesem Tage wird der Herr mit Herrlichkeit vom Himmel kommen und alle Heiligen aufsuchen: nämlich Philippus, einen der zwölf Apostel, der in Hierapolis ruht, mit seinen beiden bejahrten, im jungfräulichen Stande gebliebenen Töchtern, während eine andere Tochter, die im Heiligen Geiste wandelte, in Ephesus entschlafen ist,4 und Johannes, der an der Brust des Herrn lag,5 den Stirnschild trug,6 Priester, Glaubenszeuge und Lehrer war und in Ephesus zur Ruhe eingegangen ist.“ Soviel über den Tod des Philippus und Johannes. In dem Dialog des Gaius, den wir vor kurzem erwähnt haben,7 S. 141 äußert sich Proklus, gegen welchen die Schrift gerichtet ist, im Einklang mit den angeführten Worten über den Tod des Philippus und seiner Töchter also: „Nach ihm waren vier Prophetinnen, die Töchter des Philippus in Hierapolis in Asien; ihr Grab und das ihres Vaters ist noch dort.“ Dies der Bericht des Gaius. Lukas erwähnt in der Apostelgeschichte, daß zu seiner Zeit die Töchter des Philippus zu Cäsarea in Judäa zugleich mit ihrem Vater weilten und der prophetischen Gabe gewürdigt worden waren. Wörtlich schreibt er:8 „Wir kamen nach Cäsarea, gingen in das Haus des Evangelisten Philippus, der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm. Er hatte vier im jungfräulichen Stande lebende Töchter, welche Prophetinnen waren.“
Wir haben nunmehr dargelegt, was wir über die Apostel und ihre Zeit sowie über die heiligen Bücher, die sie uns hinterlassen haben, über die zwar bestrittenen, aber doch in den meisten Kirchen großenteils öffentlich gebrauchten Schriften und über die gänzlich unechten und mit der apostolischen Rechtgläubigkeit nicht im Einklang stehenden Schriften erfahren haben. Gehen wir nun auf die folgende Geschichte über!
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II 25 (S. 97—98). ↩
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III 23 (S. 126—129). ↩
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μεγάλα στοιχεῖα ↩
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Der Apostel Philippus wird von Polykrates fälschlich identifiziert mit dem in der Apg. erwähnten Diakon und „Evangelisten“ Philippus, von dem auch das gleich folgende Zitat aus dem Dialog des Gaius spricht. Der Diakon Philippus war es, welcher sich später in Hierapolis in Kleinphrygien ansiedelte und dort auch sein Leben beschloß. Vgl. Zahn, Forsch. 6 (1900) S. 158 ff. ↩
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Joh. 13, 25; 21, 20. ↩
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Vgl. Exod. 28, 32—34; Lev, 8, 9. ↩
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II 25 (S. 97). ↩
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21, 8f. ↩