41.
1. Die Pfeife sei nun den Hirten zugewiesen 1 und die Flöte abergläubischen Menschen, die dem Götzendienst ergeben sind. Denn in der Tat sind auch diese Instrumente von einem nüchternen Gastmahl fernzuhalten, da sie mehr für Tiere als für Menschen passen und unter den Menschen nur für die Unverständigeren.
2.2 Denn wir haben gehört, daß die Hirsche durch die Pfeifen betört und durch ihren Klang von den Jägern auf der Jagd zu den Fußschlingen hingelockt werden; und wenn die Stuten besprungen werden, so wird ihnen gleichsam als Hochzeitslied eine Weise auf der Flöte vorgeblasen; ἰππόθορος (zum Pferdebespringen gehörend) nennen diese Weise die Musiker.
3. Wir müssen aber ohne jede Ausnahme alles unanständige Sehen und S. a52 Hören und mit einem Wort jede häßliche Wahrnehmung von zuchtlosem Wesen, was aber in Wahrheit der Mangel an jedem feineren Gefühl ist, mit aller Macht ausrotten, indem wir uns vor der die Augen und Ohren kitzelnden und verweichlichenden Lust hüten; denn die listigen Zaubermittel kraftloser Weisen und klagender Rhythmen der karischen Muse 3 verderben die Sinnesart, indem sie mit ihrer zuchtlosen und verführerischen Musik zur Leidenschaft verleiten.
4.4 Von solcher Feier unterscheidet der Geist die Feierlichkeiten zur Verehrung Gottes, wenn er in einem Psalm sagt; „Lobet ihn mit dem Schall der Posaune!“ Denn mit dem Schall der Posaune wird er auch die Toten auferwecken, „Lobet ihn mit der Harfe!“ Denn die Zunge ist die Harfe des Herrn, „Und lobet ihn mit der Zither!“ Unter der Zither soll man den Mund verstehen, der von dem Lufthauch zum Tönen gebracht wird wie die Zither durch das Stäbchen. „Mit Pauke und Reigentanz lobet ihn!“ Damit meint er die Kirche, die an die Auferstehung des Fleisches denkt, wenn die (über die Pauke gespannte) Haut ertönt.
5, „Mit Saitenspiel und Orgelklang lobet ihn!“ Orgel nennt er unseren Körper und Saiten seine Sehnen, durch die er eine harmonische Spannung erhielt, so daß er, wenn er von dem Lufthauch getroffen wird, die menschlichen Laute ertönen läßt. „Lobet ihn mit Zimbeln von hellem Klang!“ Zimbel nennt er die Zunge des Mundes, die mittönt, wenn die Lippen zum Klingen gebracht werden.
Vgl. Platon, Staat III p. 399 D. ↩
Zu 41,2.3 vgl. Plut. Moral, p. 704 F; 138 B; 961E; 705 E; 706 A. ↩
Nach Platon, Gesetze VII p. 800 E verwendeten die für die Leichenfeiern gemieteten Sänger karische Weisen. ↩
Zu 41, 4. 5 vgl. Ps. 150, 3—5; dieselbe Erklärung der Psalmworte bei Isid. v. Pelus. I 457: I 364. ↩
