28.
1. Da sie nämlich den Vorhang (der Sänfte) zurückschlagen und sich scharf nach den Männern umsehen, die auf sie schauen, so verraten sie deutlich ihre Sinnesart; oft beugen sie sich aber auch von innen heraus und machen so durch ihre gefährliche Neugier die oberflächliche Sittsamkeit zu Schanden.
2. „Schau dich in den Straßen der Stadt nicht um“, so heißt es, „und schweife nicht auf ihren einsamen Plätzen umher!“1 Denn einsam fürwahr, mag auch eine Menge zuchtloser Menschen da sein, ist es dort, wo kein sittsamer Mensch zugegen ist.
3. Jene Frauen lassen sich aber bei den Tempeln herumtragen, um zu opfern und um sich wahrsagen zu lassen; mit Gauklern und Bettelpriestern und alten verkommenen, die Häuser verderbenden Weibern ziehen sie den ganzen Tag herum und lassen das altweibische Gezischel bei den Bechern über sich ergehen und erlernen von den Gauklern Liebestränke und Zaubersprüche zum Verderben der Ehen.
4. Und die einen Männer haben sie, die andern wünschen sie sich, und wieder andere versprechen ihnen die Wahrsager. Sie merken es aber nicht, daß sie betrogen werden und sich selbst als Werkzeug der Lust denen hingeben, die ihre Lust befriedigen wollen; und wenn sie ihre Keuschheit mit der schimpflichsten Entehrung vertauschen, so halten sie die schmachvolle Schändung noch für eine gewinnbringende Sache.
5. Es gibt aber viele Gehilfen bei dieser dirnenmäßigen Zuchtlosigkeit, und sie schleichen sich bald von hier, bald von dorther ein. Denn zuchtlose Leute stürzen S. a162 sich gern in Ausschweifungen, so wie sich die Schweine auf das Unterste im Troge stürzen.
Sir. 9, 7. ↩
