6.
Perennis: „Nach diesen weisen Darlegungen, Apollonius, müßtest du also mit wahrem Vergnügen sterben?“
Apollonius: „Ich lebe gerne, Perennis. Aber so, daß ich den Tod nicht fürchte aus Verliebtheit ins Leben. Leben, ja: es gibt nichts Köstlicheres, aber ich meine das ewige Leben, die Unsterblichkeit einer Seele, die in diesem zeitlichen Leben gut gelebt hat!“
Perennis: „Was du da sagst, geht über meinen Verstand. Du proklamierst wie ein Gesetzeslehrer, aber ich komme nicht mehr mit!“
Apollonius: „Was habe ich doch großes Mitleid mit dir, der du so unempfindlich bist gegen die Schönheit der Gnade! Ja, Perennis, nur für Herzen, die sehen können, ist der Logos des Herrn, so wie das Licht nur dem nützt, der offene Augen hat!“
S. 87 Da warf ein kynischer Philosoph dazwischen: „Apollonius, jetzt machst du dich selbst zum Gespött. Du beginnst zu schwätzen und meinst noch, so dunkel tiefsinnig wie Heraklit gesprochen zu haben!“
Apollonius: „Ich habe beten gelernt und nicht spotten! Aber die Heuchelei, die in dir steckt, offenbart mir deutlich, wie herzensblind du bist, mehr als alle langen und unnützen Reden, die du halten könntest. Wahrhaftig, den Toren muß die Wahrheit immer als Spott vorkommen!“
