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S. 79 Nachdem wir also diese Ansichten hinlänglich dargelegt haben, wollen wir nunmehr an die Durchführung unserer Aufgabe gehen, damit wir das, was wir uns bezüglich der Häresien vorgenommen haben, durchführen, die Sektenstifter zwingen, jedem das Seine zurückzugeben, und sie so in ihrer Nacktheit an den Pranger stellen. Ihre Schüler werden wir des Unverstandes zeihen und sie bereden, zu dem ruhigen Hafen der Wahrheit zurückzueilen. Damit aber den Lesern deutlicher werde, was gesagt werden soll, erscheint es zweckmäßig, auch über die Forschungsergebnisse des Aratos in bezug auf die Lage der Gestirne zu berichten, da einige (diese Forschungen) auf die Worte der Schrift beziehen und so deren Sinn verfälschen, indem sie die Aufmerksamkeit williger Zuhörer anzulocken suchen und sie durch bestechende Beweise nach ihrem Belieben beeinflussen; sie weisen nämlich auf die befremdliche Wundererscheinung hin, daß ihre Worte angeblich in den Sternen geschrieben seien; jene schauen auf das sonderbare Wunder und lassen sich fangen, über Nichtigkeiten verblüfft wie ein gewisser Vogel, die sogenannte Ohreule, die hier passend als Exempel anzuführen ist. Dies Tier, das hinsichtlich der Größe und Gestalt sich nicht viel vom Adler unterscheidet, wird auf folgende Weise gefangen. Wenn der Vogelsteller irgendwo eine Kette niederfliegen sieht, patscht er von weitem in die Hände, tut, als ob er tanze, und kommt so allmählich den Vögeln nahe. Durch den sonderbaren Anblick verblüfft, haben sie für alles Sonstige im Umkreis keine Augen. Die anderen Jäger aber schleichen sich von hinten heran und fangen die Vögel leicht, während diese den Tänzer anstarren. So wünsche ich denn, daß sich niemand durch die Wundergeschichten derer, die den Sternenhimmel deuten, verblüffen und wie eine Ohreule fangen lasse. Denn Tanz und Geschwätz ist ihre Gaunerei und keine Wahrheit. Aratos1 sagt also folgendermaßen:
„Diese vielen zumal, hier einer, dorten ein anderer,
S. 80 Drehen alltäglich am Himmel sich um, beständig und immer (d. i. die Sterne);
Aber die Achse wendet sich nicht ein bißchen, an gleichem
Ort ist immer sie festgefügt, und nach jeglicher Seite
In der Mitte trägt sie die Erde, den Himmel bewegt sie.“
V. 19 – 23. ↩
