23. Johannes
Dieser Lebensweise ergab sich auch mit Eifer Johannes, ein Mann, der neben anderen Vorzügen durch Sanftmut und Milde sich auszeichnet. Er bezog einen steilen Bergrücken, der sehr kalt und dem Nordwind ausgesetzt ist, und verbrachte dort bereits fünfundzwanzig Jahre und erträgt gelassen die Unbilden der Witterung. Um nicht in Einzelnes mich zu verlieren, so teilt er alles, Nahrung, Kleidung, die Belastung mit Eisen mit den Genannten. So sehr ist er über alles Menschliche erhaben, daß er nicht die geringste Erquickung nach dieser Seite haben will. Dafür werde ich sogleich ein deutliches Beispiel bieten.
Ein fleißiger Mann hatte neben seinem Lager einen Mandelkern in den Boden gesenkt. Nachdem dieser mit der Zeit zum Baume geworden und ihm Schatten spendete und durch den Anblick Freude machte, ließ er ihn S. 150 umhauen, um keine Erfrischung davon erfahren zu müssen.
Dieselbe Lebensweise ergriffen auch Moses, der auf einem hohen Berggipfel beim Dorfe Rama den Kampf begann, und Antiochus, ein Greis, der an einem ganz wüsten Orte sich eine Umfriedung gebaut, und Antonius, der in seinem gealterten Körper wie ein Jüngling streitet. Sie haben alle dieselbe Kleidung und Nahrung, dasselbe Gehaben, dasselbe Gebet und dieselben Tag- und Nachtarbeiten. Nicht die Länge der Zeit, nicht das Alter, nicht Schwäche der Natur bricht ihren Starkmut, und sie fühlen in sich eine kraftvolle Liebe zum Kampfe.
Noch sehr viele andere Streiter hat Gott, der Preisrichter der Tugend, in unserer Gegend, auf Bergen und in Tälern. Schon die Aufzählung ihrer Namen fiele schwer, geschweige denn die Darstellung ihres Lebens. Für die Leser, denen es um innere Förderung zu tun ist, habe ich genug gesagt. So gehe ich denn zu anderer Erzählung über und bitte die Heiligen um ihren Segen.
