2.
Bei der Feier des Geburtsfestes unseres Herrn, des Erlösers, laßt uns, Geliebteste, der Mutterschaft der allerseligsten Jungfrau in richtiger Weise gedenken, so daß wir glauben, daß dem von ihr empfangenen Fleische und der von ihr empfangenen Seele keinen Augenblick die Kraft des Wortes gefehlt habe, und der Tempel des Leibes Christi nicht zunächst gebildet und beseelt und dann erst von dem hinzukommenden göttlichen Bewohner in Besitz genommen worden sei! Laßt uns vielmehr glauben, daß der „Neue Mensch“ durch ihn und in ihm seinen Ursprung erhalten habe, so daß also in dem einen Gottes und Menschensohne die göttliche Natur ohne Mutter und die menschliche ohne S. 124Vater war! Gebar doch die durch den Heiligen Geist befruchtete Jungfrau ohne die geringste Verletzung ihrer Reinheit zugleich einen Sprößling ihres Stammes und den Schöpfer ihres Geschlechtes. Darum fragte auch derselbe Herr, wie der Evangelist erzählt, die Juden, als wessen Sohn sie Christus nach dem Zeugnisse der Schrift kennengelernt hätten. Und als sie antworteten, daß geschrieben stehe, er werde aus dem Stamme „Davids“ hervorgehen, fuhr er fort: „Wie nennt ihn dann David im Geiste seinen Herrn, indem er sagt: “Es sprach der Herr1 zu meinem Herrn2 : „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege?“3 . Und es vermochten die Juden die vorgelegte Frage nicht zu beantworten, weil sie nicht erkannten, daß in dem ein und demselben Christus sowohl der „Nachkomme Davids“ wie auch der „Sohn Gottes“ vorher verkündet war.
