4.
Diese Hingabe, von der jede Weltliebe ausgeschlossen ist, wird, Geliebteste, durch Übung guter Werke gefestigt. Muß doch unser Inneres an allem Edlen sein Wohlgefallen haben und das Gute auch bereitwillig tun, damit es sich seiner Taten wirklich freuen kann. Gerade aus diesem Grunde unterziehen wir uns S. 465dem Fasten, steigern wir unsere Freigebigkeit, sehen wir auf strenge Gerechtigkeit und wenden wir uns wieder allgemeiner dem Gebete zu. So wird das fromme Verlangen einzelner zu einem Gelübde aller. Kasteiung nährt die Geduld, Sanftmut besiegt den Groll und Wohlwollen unterdrückt den Neid. Streben wir nach heiligen Dingen, so ertöten wir in uns alle unreinen Begierden. Durch Freigebigkeit endlich machen wir uns los von aller Habsucht und verwandeln wir die erdrückende Bürde des Reichtums in ein Werkzeug der Tugendhaftigkeit. Weil jedoch selbst inmitten solcher Bestrebungen die Nachstellungen des Satans nicht aufhören, so ist mit vollstem Rechte zu gewissen Zeiten eine Erneuerung unserer Kraft vorgesehen. Gar mancher, der an irdischem Besitze hängt, mag sich wohl der Gunst des Himmels und des reichen Ertrages seines Grund und Bodens rühmen und nach Bergung der Ernte in seinen weiten Scheunen zu seiner S. 466Seele sagen: „Du hast viele Güter, genieße jetzt!“ Wer so spricht, der möge eine Zurechtweisung Gottes beherzigen und auf seine Worte hören: „Du Tor, noch in dieser Nacht fordert man deine Seele von dir, und wem wird dann gehören, was du bereitgelegt hast?“1 Da also unsere Lebenstage nur kurz und von ungewisser Dauer sind, so sollte es die ängstliche Sorge des Weisen sein, nie vom drohenden Tode überrascht zu werden oder unvorbereitet vor dem Ende zu stehen, zumal er weiß, daß er sterben muß. So laßt uns denn am Mittwoch und Freitag fasten, da dies für die Heiligung des Leibes und die Kräftigung der Seele nur von Nutzen sein kann! Am Samstag aber wollen wir beim hochseligen Apostel Petrus die Vigilien feiern, der uns durch seine Fürbitte helfen muß, damit unsere frommen Vorsätze auch Früchte tragen durch unseren Herrn Jesus Christus, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste lebt und waltet in Ewigkeit. Amen.
Lk 12,19f. ↩
