5.
Da also, Geliebteste, die göttliche Güte aus offensichtlicher Barmherzigkeit so reichen Segen über uns ausgegossen hat, denen für ihre Berufung zum ewigen Leben nicht allein die erbaulichen Beispiele derer, die vor uns waren, zustatten kamen, sondern auch die Wahrheit selbst sichtbar und leibhaftig erschienen ist, so darf unsere Freude, womit wir den Geburtstag des Herrn feiern, weder lässig noch fleischlich sein. Von einem jeden wird dieses Fest in würdiger und gewissenhafter Weise begangen werden, wenn er sich vergegenwärtigt, welchen Leibes Glied er ist, zu welchem Haupte er gehört, damit er nicht als ein für den heiligen Bau ungeeigneter Stein ausgeschieden wird. Beachtet es, Geliebteste, und richtet gemäß der Erleuchtung des Heiligen Geistes verständigen Sinnes euere Aufmerksamkeit darauf, wer jener ist, der uns in sich aufnahm, und wer jener ist, den wir in uns aufgenommen haben! Wie der Herr Jesus durch seine Geburt unser Fleisch geworden, so wurden auch wir durch die Wiedergeburt sein Leib. Darum sind wir auch „Glieder Christi“1 und ein „Tempel des Heiligen Geistes“2 . Aus diesem Grunde sagt auch der selige Apostel: „Verherrlichet und traget Gott in euerem Leibe!“3 . Er, der uns das Vorbild seiner Milde und Demut ans Herz legt, erfüllt uns auch mit derselben Kraft, durch die er uns erlöste. So verspricht der Herr selbst: „Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch erquicken! Nehmet mein Joch auf euch und lernet von mir: denn ich bin sanftmütig und demütig von S. 93Herzen, und ihr werdet Ruhe finden für euere Seelen!“4 Laßt und also das weder schwere noch harte Joch der uns leitenden Wahrheit auf uns nehmen! Laßt uns der Demut dessen ähnlich sein, dessen Herrlichkeit wir teilen wollen! Gerade der aber möge uns beistehen und uns seine Verheißungen erreichen lassen, der nach seiner großen Barmherzigkeit dazu imstande ist, unsere Sünden zu tilgen und seine Gaben in uns zur Vollendung zu bringen: Jesus Christus, unser Herr, der lebt und waltet in Ewigkeit! Amen.
