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Vom Kranze des Soldaten (BKV)
4. Kap. Fortsetzung.
Wolltest du für diese und andere Punkte der Kirchenzucht eine ausdrückliche Vorschrift aus der Hl. Schrift verlangen, so würdest du keine auftreiben. Man wird dir die Tradition entgegenhalten als die Urheberin davon, die stete Übung als die Bestätigung dafür und den Glauben als den Befolger derselben. Den Grund aber, der für die Tradition, die stete Übung und den Glauben spricht, wirst du entweder selbst erkennen, oder von einem erfahren, der ihn erkannt hat. Bis dahin wirst du im Glauben annehmen, daß ein solcher vorhanden ist, dem man Gehorsam schuldet.
Ich füge noch ein Beispiel hinzu aus dem Alten Bunde, soweit man füglich auch aus diesem Lehren aufstellen kann. Bei den Juden ist der Gebrauch, daß die Frauen einen Schleier über den Kopf tragen, ein so fester, daß man sie daran erkennt. Ich frage nun, wo S. 238ist das darauf bezügliche Gesetz? Vom Apostel sehe ich hier ab1. Wenn sich Rebekka, als sie den Bräutigam von weitem erblickte, schnell einen Schleier anlegte2, so konnte ihre persönliche Sittsamkeit nicht ein allgemeines Gesetz werden, oder es wäre höchstens eins für die in ihrem Falle befindlichen Frauenspersonen geworden. Es müßten sich die Jungfrauen allein verschleiern, und zwar nur dann, wenn sie zur Vermählung sich einfinden, und nicht eher, als bis sie ihren Bräutigam erblickt haben. Wenn Susanna vor dem Gerichtshofe verschleiert erscheint3 und auch damit ein Beispiel für das Verschleiern bietet, so sage ich, auch hier liegt nur eine in freie Wahl gestellte Verschleierung vor. Sie war als Angeschuldigte hergekommen; errötend wegen der üblen Rede, die über sie ging, verbarg sie mit Recht ihre Schönheit, oder auch deswegen, weil sie fürchtete, noch jetzt zu gefallen. Aber in dem Baumgarten ihres Gemahls spazierte sie, die so gefiel, glaube ich, nicht verschleiert umher. Mag sie nun auch immer verschleiert gewesen sein; - ich frage bei ihr sowie bei einer jeden andern nur, wo ist das Gesetz für diese Kleidungsweise?
Wenn ich nirgends ein solches Gesetz entdecke, so folgt daraus, daß die Tradition es war, welche dieser Sitte Gewohnheitskraft gegeben hat, welch letztere dann späterhin infolge der Erklärung der Gründe4 die Autorität des Apostels für sich haben sollte. Mit diesen Beispielen dürfte dargetan sein, daß auch eine nicht in der Hl. Schrift vorfindliche Tradition sich wegen ihrer Beobachtung5 rechtfertigen lasse, wenn sie bestätigt S. 239wird durch die Gewohnheit; denn diese bezeugt infolge der fortgesetzten Befolgung der betreffenden Gebräuche hinlänglich, daß die Tradition dazumal als eine echte6 anerkannt wurde. Man läßt ja die Gewohnheit auch in bürgerlichen Angelegenheiten, wenn kein Gesetz vorhanden ist, statt eines Gesetzes gelten, und es macht keinen Unterschied, ob sie auf etwas Geschriebenem oder auf einem Vernunftgrund beruhe, da ja auch die Gesetze erst durch Vernunftgemäßheit ihre Empfehlung erhalten. Folglich, wenn das Gesetz seinen festen Bestand in der Begründung durch die Vernunft hat, so wird alles, was durch eine vernünftige Begründung Bestand hat, Gesetz sein, mag es von wem auch immer eingeführt worden sein. Oder bist du nicht der Ansicht, daß jeder Gläubige die Freiheit habe, in seinem Geiste zu empfangen und etwas festzusetzen? - freilich nur etwas, was Gott angemessen, der Kirchenzucht förderlich und dem Seelenheil dienlich ist, da der Herr sagt: „Warum urteilet ihr nicht auch von euch selbst, was Recht ist?“7 Auch der Apostel sagt nicht bloß mit Bezug auf das Richten, sondern mit Bezug auf jeden Urteilsspruch über zu prüfende Sachen: „Wenn ihr etwas nicht wisset, so wird Gott es euch offenbaren“8; er selbst pflegte, im Fall er eine Vorschrift des Herrn nicht besaß, einen Rat zu geben und aus sich selbst zu reden, da er im Besitz des Geistes Gottes war, der in alle Wahrheit einführt. So behauptete denn sein bloßer Rat gewissermaßen bereits gleichen Rang mit der göttlichen Vorschrift infolge davon, daß er sich auf die göttliche Vernunft stützte. Nach dieser letzteren9 frage jetzt, wobei die Hochachtung vor der Überlieferung unangetastet bleibt, von welchem Überlieferer sie sich auch immer herschreiben möge; man hat nicht auf den Urheber zu sehen, sondern auf das Ansehen, insbesondere auch der Gewohnheit S. 240selber. Diese ist aus keinem andern Grunde in Ehren zu halten, als weil sie ein Dolmetscher der vernünftigen Begründung ist, so daß, wenn Gott uns auch einen Einblick in diese letztere verleiht, man nicht sowohl die Einsicht darin erlangt, o b die Gewohnheit zu beobachten sei, sondern vielmehr, warum sie es sei.
weil dessen Vorschrift, 1 Kor. 11,5 ff., ins Neue Test. gehört. ↩
Gen. 24,65. ↩
Dan. 13,32. ↩
die der Apostel anführt, vgl. de orat. 21 und die Schrift de virg. velandis. ↩
Non scriptam traditionem in observatione defendi posse darf nicht übersetzt werden „daß sich bei Gebräuchen auch eine nicht in der Hl. Schrift vorfindliche Tradition verteidigen lasse“; „in observatione“ bedeutet vielmehr: sie wird dadurch gerechtfertigt und verteidigt, daß sie allgemein geübt wird, oder es ist zu lesen „in observationem“ = so daß sie zu beobachten ist. Zum Gebrauch von „in“ in diesem Sinne vgl. Hoppe 39. ↩
probatae tunc traditionis = eine Tradition, die damals, als sie eingeführt wurde, als eine echte, als eine solche erkannt wurde, die auf der „ratio“ beruht. ↩
Luk. 12,57. ↩
Phil. 3,15; vgl. 1 Kor. 6,1 ff. ↩
der ratio, dem Vernunftgrund. ↩
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De la couronne du soldat
IV.
Demande-moi un témoignage des Ecritures en faveur de ces institutions et de mille autres semblables, tu n'en trouveras aucun. Mais on mettra en avant la tradition qui les consacre, la coutume qui les confirme, la foi qui les observe. Puis tu apprendras de toi-même, ou de la bouche de celui qui l'aura découverte, la raison sur laquelle reposent la tradition, la coutume et la foi: en attendant, tu croiras qu'il y a certaines lois non écrites auxquelles tu dois te soumettre. J'ajouterai encore un autre exemple, d'autant plus qu'il convient d'enseigner avec les exemples de l'antiquité. Chez les Juifs, c'est chose si ordinaire à leurs femmes d'avoir la tête voilée, qu'elles sont connues par là. Où en est la loi, je le demande? Car j'ajourne les interprétations de l'Apôtre. Si Rébecca, en découvrant de loin son fiancé, baissa soudain son voile, la pudeur virginale d'une femme n'a pu faire loi, ou bien elle n'a pu le faire que dans sa propre cause. Que les vierges seules se voilent, et encore quand elles vont se marier, mais non avant de connaître leurs fiancés. Si Suzanne elle-même, dépouillée de son voile dans le jugement, sert de preuve qu'il faut se voiler, je puis dire qu'elle se voila volontairement dans cette circonstance: elle se présentait comme accusée, rougissant de l'infamie qu'on lui prêtait, et cachait, avec raison, sa beauté, parce qu'elle craignait de plaire. D'ailleurs, je ne crois pas que sous les portiques de son époux elle se promenât voilée, puisqu'elle plut aux vieillards. Eh bien! elle a toujours été voilée, d'accord: je demande quelle a été pour elle ou pour toute autre la loi qui le voulait ainsi? Si je ne trouve aucune loi nulle part, il s'ensuit que c'est la tradition qui donna à la coutume cet usage, qui devait un jour avoir pour lui l'autorité de l'Apôtre dans l'interprétation de son motif. Il sera donc manifeste par ces exemples, qu'une tradition non écrite et confirmée par la coutume, fidèle témoin que c'est une tradition approuvée |134 et se justifiant par la continuation de soi-même, peut se défendre et se maintenir dans l'observance. La coutume elle-même, dans l'absence de la loi, est reçue pour loi dans les choses civiles. Qu'elle repose sur une Ecriture, ou sur la raison, il n'importe, puisque la loi elle-même n'a d'autre fondement que la raison. Or, si la loi réside dans la raison, tout ce qui réside dans la raison sera loi, quel qu'en soit l'auteur. Ne penses-tu pas qu'il soit loisible à chaque fidèle de concevoir et d'établir une chose, pourvu seulement qu'elle soit en conformité avec Dieu, qu'elle profite à la discipline, et contribue au salut, puisque le Seigneur a dit: « Pourquoi ne discernez-vous pas de vous-mêmes ce qui est juste? » ce qu'il applique non-seulement aux choses qui appellent un jugement, mais aussi à toutes celles qui ont besoin d'être examinées et décidées? L'Apôtre dit encore: « Si vous ignorez quelque chose, Dieu vous le révélera. » Lui-même avait coutume de donner des conseils, là où le précepte du Seigneur ne parlait pas, et de prescrire certaines choses comme venant de lui-même: aussi avait-il l'esprit de Dieu qui enseigne toute vérité. Ses conseils et ses prescriptions sont donc reçus comme des ordonnances divines, parce qu'ils ont pour eux le patronage de la raison divine. Quelle est cette raison? Demande-la, mais toujours en respectant la tradition, quel qu'en soit l'auteur. Considère, non pas l'auteur, mais l'autorité, et principalement l'autorité de la coutume. Elle doit être d'autant plus respectée, qu'elle doit servir d'interprète à la raison; de manière que si Dieu te l'enseigne, tu saches alors, non pas si tu dois observer la coutume, mais pourquoi la raison des observances chrétiennes est plus auguste, puisqu'elles sont maintenues par la nature qui est la première maîtresse de toute discipline. Voilà pourquoi elle est la première qui nous montre que la couronne ne convient pas à la tète d'un chrétien.