1. Er preist Gottes Güte und bekennt sein Elend.
S. 186 Inhaltsübersicht.
Augustinus gedenkt, das Lehramt der Rhetorik, jedoch nicht vor Beginn der demnächst bevorstehenden Herbstferien, niederzulegen; er spricht von seinem Aufenthalte auf dem Landgüte seines Freundes Verecundus, von seiner Taufe, von den Tugenden und dem Tode seiner Mutter Monika, die noch im selben Jahre, da er getauft worden, starb, d, h. in seinem dreiunddreißigsten Lebensjahre.
„O Herr, ich bin dein Knecht, dein Knecht und der Sohn deiner Magd. Zerrissen hast du meine Ketten; dir will ich darbringen ein Opfer des Lobes“1. Loben soll dich mein Herz und meine Zunge, und „alle meine Gebeine sollen sagen: Herr, wer ist wie du?“2 So sollen sie sagen, du aber antworte mir und „sprich zu meiner Seele: Dein Heil bin ich“3. Denn wer bin ich und wie bin ich? Wieviel Böses habe ich nicht in Werken oder, wenn nicht in Werken, so mit Worten oder, wenn auch nicht in Worten, so mit meinem Willen getan? Du aber, o Herr, bist gut und barmherzig, du hast in die Tiefe meines Todes geschaut und mit deiner Rechten aus meines Herzens Grunde den Schlamm des Verderbens herausgeschöpft. Dies ist aber nichts anderes als: Nicht mehr wollen, was ich will, und wollen, was du willst. Aber wo war denn in so langen Jahren mein freier Wille, und aus welcher tiefen und geheimnisvollen Verborgenheit wurde er jetzt in einem Augenblicke hervorgezogen, auf daß ich meinen Nacken unter dein sanftes S. 187 Joch beugte und meine Schultern unter deine leichte Bürde, Jesus Christus, „mein Helfer und mein Erlöser?“4 Wie süß wurde es mir plötzlich, die Süßigkeiten nichtiger Dinge zu entbehren; und wenn ich sonst ihren Verlust gefürchtet hatte, so war ich jetzt froh, ihrer ledig zu sein. Denn du nahmst sie von mir, du wahre und höchste Süßigkeit, du nahmst sie hinweg von mir und zogest an ihrer Stelle ein, du süßer denn alle Lust, wenn auch nicht für Fleisch und Blut, du heller denn jedes Licht, aber innerlicher als das verborgenste Geheimnis, du erhaben über jegliche Ehre, aber nicht für die, die sich selbst erhaben dünken. Mein Geist war jetzt frei von den verzehrenden Sorgen des Ehrgeizes und der Gewinnsucht, des Wälzens und Scharrens im Schlamme der sinnlichen Lust; und ich plauderte mit dir, meinem Lichte und meinem Reichtum und meinem Heile, mit dir, meinem Herrn und Gott.
