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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
21. Das römische Reich beruht auf der Anordnung des wahren Gottes, von dem alle Gewalt herrührt und dessen Vorsehung alles leitet.
Und somit laßt uns die Gewalt, Herrschaft und Reich zu verleihen, allein dem wahren Gott zuschreiben, der die Glückseligkeit im Himmelreich nur den Guten verleiht, dagegen irdische Herrschaft sowohl Frommen als Gottlosen, wie es ihm gefällt, stets aber nach Recht und Billigkeit. Ich habe ja allerdings auf etwas hingewiesen, auf das eben, was Gott uns offenkundig sein lassen wollte; aber das Innere der Menschen zu durchschauen und in überzeugender Prüfung die Verdienste und Mißverdienste abzuwägen, die zur Verleihung von Herrschgewalt geführt haben, das ist zuviel für uns und übersteigt weit unsere Kräfte. Der eine und wahre Gott also, der dem Menschengeschlecht mit Gericht und mit Hilfe nicht von der Seite weicht, verlieh den Römern Herrschgewalt in dem Zeitpunkt, da er wollte, und in Band 1, S. 286dem Umfang, wie er wollte; er war es, der sie den Assyrern gab und auch den Persern, die nach Ausweis ihrer Literatur nur zwei Götter verehren, einen guten und einen bösen; zu schweigen von dem Hebräervolk, über das ich bereits das einschlägige gesagt habe1, das keinen Gott verehrt hat außer dem einen, und einmal eine Herrschaft besaß. Er also, der den Persern Saat und Ernte gewährte, ohne daß sie die Göttin Segetia verehrt hätten, der andere irdische Güter spendete ohne die Verehrung sovieler Götter, wie sie die Römer jeglichem Ding und oft auch gleich mehrere einem einzelnen Ding überordneten, er hat auch Herrschgewalt verliehen, ohne daß die verehrt worden wären, deren Verehrung die Römer ihre Herrschaft zuschrieben. Dasselbe gilt auch von den einzelnen Menschen: er ist es, der die Herrschaft dem Marius verlieh und ebenso dem Gaius Cäsar, dem Augustus und ebenso dem Nero, den beiden Vespasian, Vater und Sohn, überaus milden Kaisern, und ebenso dem entsetzlich grausamen Domitian, und um nicht alle einzeln durchgehen zu müssen, dem Christen Konstantin und ebenso dem Apostaten Julian, dessen herrliche Anlagen infolge seiner Herrschsucht um ihren Erfolg gebracht wurden durch seine gotteslästerliche und fluchwürdige Neugier, deren eitlen Orakelsprüchen er damals Gehör gab, als er im Vertrauen auf den sicheren Sieg die Proviantschiffe verbrennen ließ, worauf er, in ungezügelter Wagelust vorstoßend, alsbald seine Unbesonnenheit mit dem Tode büßte und mitten im Feindesland ein darbendes Heer zurückließ, das aus dieser Situation nur dadurch noch gerettet werden konnte, daß man im Widerspruch zu dem Vorzeichen des Gottes Terminus, wovon ich im vorigen Buch gesprochen habe2, mit den Grenzen des römischen Reiches zurückwich. Hier wich der Gott Terminus, der dem Jupiter nicht hatte weichen wollen, der Notlage. Das lenkt und leitet durchaus der eine und wahre Gott, wie es ihm gefällt; und wenn uns die Gründe, die ihn dabei bestimmen, verborgen sind, sind sie etwa ungerecht?
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XXI: Romanum regnum a deo uero esse dispositum, a quo est omnis potestas et cuius prouidentia reguntur uniuersa.
Quae cum ita sint, non tribuamus dandi regni atque imperii potestatem nisi deo uero, qui dat felicitatem in regno caelorum solis piis; regnum uero terrenum et piis et inpiis, sicut ei placet, cui nihil iniuste placet. quamuis enim aliquid dixerimus, quod apertum nobis esse uoluit: tamen multum est ad nos et ualde superat uires nostras hominum occulta discutere et liquido examine merita diiudicare regnorum. ille igitur unus uerus deus, qui nec iudicio nec adiutorio deserit genus humanum, quando uoluit et quantum uoluit Romanis regnum dedit; qui dedit Assyriis, uel etiam Persis, a quibus solos duos deos coli, unum bonum, alterum malum, continent litterae istorum; ut taceam de populo Hebraeo, de quo iam dixi quantum satis uisum est, qui praeter unum deum non coluit et quando regnauit. qui ergo Persis dedit segetes sine cultu deae Segetiae, qui alia dona terrarum sine cultu tot deorum, quos isti rebus singulis singulos, uel etiam rebus singulis plures praeposuerunt: ipse etiam regnum dedit sine cultu eorum, per quorum cultum se isti regnasse crediderunt. sic etiam hominibus: qui Mario, ipse Gaio Caesari; qui Augusto, ipse et Neroni; qui Vespasianis, uel patri uel filio, suauissimis imperatoribus, ipse et Domitiano crudelissimo; et ne per singulos ire necesse sit, qui Constantino Christiano, ipse apostatae Iuliano, cuius egregiam indolem decepit amore dominandi sacrilega et detestanda curiositas, cuius uanis deditus oraculis erat, quando fretus securitate uictoriae naues, quibus uictus necessarius portabatur, incendit; deinde feruide instans inmodicis ausibus et mox merito temeritatis occisus in locis hostilibus egenum reliquit exercitum, ut aliter inde non posset euadi, nisi contra illud auspicium dei Termini, de quo superiore libro diximus, Romani imperii termini mouerentur. cessit enim Terminus deus necessitati, qui non cesserat Ioui. haec plane deus unus et uerus regit et gubernat, ut placet; et si occultis causis, numquid iniustis?