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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
17. Geister, von deren Lastern der Mensch befreit werden muß, wird er doch nicht verehren.
Wenn nun also sämtliche vier Elemente von den zugehörigen Lebewesen bevölkert sind, Feuer und Luft von unsterblichen, Wasser und Erde von sterblichen, so möchte ich, um alles übrige beiseite zu lassen und nur das herauszugreifen, was die Dämonen nach Apuleius mit uns gemeinsam haben, nämlich die Leidenschaften des Gemütes, zu diesem Punkte also möchte ich die Frage aufwerfen, weshalb das Gemüt der Dämonen vom Aufruhr und Sturm der Passionen zerwühlt wird. Denn Aufruhr ist, was griechisch πάθος heißt; in diesem Sinn nannte Apuleius die Dämonen dem Gemüte nach den Passionen zugänglich, weil das vom Worte πάθος gebildete Wort Passion eine vernunftwidrige Gemütsbewegung bezeichne. Warum also findet sich dieses Gebrechen, das die Tiere nicht haben, im Gemüte der Band 1, S. 417Dämonen? Denn wenn sich beim Tiere eine ähnliche Erscheinung zeigt, so ist das doch nicht Aufruhr, weil die Bewegung nicht wider die Vernunft ist, deren ja die Tiere ermangeln. Daß aber beim Menschen solcher Aufruhr vorkommt, daran ist die Torheit oder die Unseligkeit schuld; denn wir sind noch nicht glückselig in jenem vollkommenen Besitz der Weisheit, der uns nach der Befreiung von dieser Sterblichkeit am Ende verheißen ist. Die Götter hinwiederum läßt man solchem Aufruhr deshalb nicht unterworfen sein, weil sie nicht allein ewig, sondern auch glückselig sind. Man schreibt ihnen allerdings eine vernunftbegabte Seele zu, ebenso wie den Dämonen, jedoch eine Seele, die von allem Fehl und Makel vollkommen rein ist. Wenn demnach die Götter deshalb dem Aufruhr nicht zugänglich sind, weil sie glückselige Wesen sind, nicht unselige, und die Tiere deshalb nicht, weil sie Wesen sind, die weder glückselig noch unselig sein können, so bleibt nur die Annahme übrig, daß die Dämonen gleich den Menschen deshalb dem Aufruhr unterworfen sind, weil sie nicht glückselige, sondern unselige Wesen sind.
Wie1 töricht also oder besser wie sinnlos, sich den Dämonen durch irgend welche religiöse Verehrung zu unterwerfen, da wir vielmehr durch die wahre Religion von den Gebrechen befreit werden, worin wir ihnen ähnlich sind! Denn während sich die Dämonen, wie auch Apuleius zugeben muß, obwohl er sehr glimpflich mit ihnen umgeht und sie göttlicher Ehren für würdig hält, vom Zorne hinreißen lassen, befiehlt uns die wahre Religion, uns vom Zorne nicht hinreißen zu lassen, sondern ihm zu widerstehen. Während sich die Dämonen durch Geschenke bestechen lassen, befiehlt uns die wahre Religion, niemand durch Annahme von Geschenken unsere Gunst zu verkaufen. Während sich die Dämonen durch Ehrenbezeigungen beschwichtigen lassen, befiehlt uns die wahre Religion, uns durch solche in keiner Weise beeinflussen zu lassen. Während die Dämonen gegen diese Menschen Haß, gegen jene Liebe hegen, und zwar nicht auf Grund eines wohlerwogenen, objektiven Urteils, Band 1, S. 418sondern mit passioniertem Gemüte, wie Apuleius sich ausdrückt, befiehlt uns die wahre Religion, selbst unsere Feinde zu lieben2. Kurz, die wahre Religion fordert von uns, daß wir jede Erregung des Herzens und jede Aufwallung der Seele, allen Aufruhr und Sturm des Gemütes abtun, während die Dämonen nach der Versicherung des Apuleius von solchen Schwächezuständen wie von Fiebern geschüttelt werden. Nur Torheit also und beklagenswerter Irrtum kann der Grund sein, weshalb man sich in Ehrfurcht vor jemand beugt, von dem man in der Lebensführung abzurücken wünscht, und daß man jemand religiöse Verehrung erweist, den man nicht nachahmen will, während doch der Inbegriff der Religion darin besteht, den nachzuahmen, den man verehrt.
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XVII: An dignum sit eos spiritus ab homine coli, a quorum uitiis eum oporteat liberari.
Quapropter, ut omittam cetera et hoc solum pertractem, quod nobis cum daemones dixit habere commune, id est animi passiones, si omnia quattuor elementa suis animalibus plena sunt, inmortalibus ignis et aer, mortalibus aqua et terra, quaero cur animi daemonum passionum turbelis et tempestatibus agitentur. perturbatio est enim, quae Graece πάθος dicitur; unde illa uoluit uocare animo passiua, quia uerbum de uerbo πάθος passio diceretur motus animi contra rationem. cur ergo sunt ista in animis daemonum, quae in pecoribus non sunt? quoniam si quid in pecore simile apparet, non est perturbatio, quia non est contra rationem, qua pecora carent. in hominibus autem ut sint istae perturbationes, facit hoc stultitia uel miseria; nondum enim sumus in illa perfectione sapientiae beati, quae nobis ab hac mortalitate liberatis in fine promittitur. deos uero ideo dicunt istas perturbationes non perpeti, quia non solum aeterni, uerum etiam beati sunt. easdem quippe animas rationales etiam ipsos habere perhibent, sed ab omni labe ac peste purissimas. quamobrem si propterea di non perturbantur, quod animalia sunt beata, non misera, et propterea pecora non perturbantur, quod animalia sunt, quae nec beata possunt esse nec misera: restat ut daemones sicut homines ideo perturbentur, quod animalia sunt non beata, sed misera. qua igitur insipientia uel potius amentia per aliquam religionem daemonibus subdimur, cum per ueram religionem ab ea uitiositate, in qua illis sumus similes, liberemur? cum enim daemones, quod et iste Apuleius, quamuis eis plurimum parcat et diuinis honoribus dignos censeat, tamen cogitur confiteri, ira instigentur, nobis uera religio praecipit, ne ira instigemur, sed ei potius resistamus. cum daemones donis inuitentur, nobis uera religio praecipit, ne cuiquam donorum acceptione faueamus. cum daemones honoribus mulceantur, nobis uera religio praecipit, ut talibus nullo modo moueamur. cum daemones quorundam hominum osores, quorundam amatores sint, non prudenti tranquilloque iudicio, sed animo ut appellat ipse passiuo, nobis uera religio praecipit, ut nostros etiam diligamus inimicos. postremo omnem motum cordis et salum mentis omnesque turbelas et tempestates animi, quibus daemones aestuare atque fluctuare adserit, nos uera religio deponere iubet. quae igitur causa est nisi stultitia errorque mirabilis, ut ei te facias uenerando humilem, cui te cupias uiuendo dissimilem; et religione colas, quem imitari nolis, cum religionis summa sit imitari quem colis?