Kap. 17. Auch der Einwand, als ob die Pest manchen Christen um den Märtyrerruhm bringe, ist nicht stichhaltig; denn das Martyrium ist eine Gnade Gottes, der den Menschen nach seiner inneren Gesinnung richtet.
Aber da könnte vielleicht einer einwenden und sagen: „Das ist es ja eben, was mich bei der gegenwärtigen Sterblichkeit betrübt, daß ich, der ich zum Bekenntnis bereit gewesen war und mich von ganzem Herzen und mit voller Kraft darein ergeben hatte, das Leiden zu erdulden, meines Märtyrertums verlustig gehe, indem mir der Tod zuvorkommt.“ Erstens aber steht das Märtyrerturn nicht in deiner Macht, sondern bei Gottes Gnade, und du kannst nicht sagen, du habest etwas verloren, wenn du gar nicht weißt, ob du es zu S. 247 empfangen verdienst. Zweitens sodann ist es Gott, der Herz und Nieren prüft und das Verborgene durchschaut und erkennt; er sieht und lobt dich und zollt dir Beifall, und wenn er es merkt, daß bei dir der Mut bereit gewesen wäre, läßt er dir auch den Lohn für deinen Mut zuteil werden. Hatte etwa Kain, als er Gott sein Opfer darbrachte, seinen Bruder schon getötet? Und dennoch hat Gott, der alles voraussieht, den im Herzen geplanten Mord schon vorher verdammt. Wie dort der schlimme Gedanke und der verderbliche Plan von Gott, der die Zukunft kennt, vorherbemerkt worden ist, so wird auch bei den Dienern Gottes, die zu bekennen gedenken und das Märtyrertum im Geiste planen, der dem Guten ergebene Sinn nach Gottes Richterspruch gekrönt. Es ist zweierlei, ob zu dem Martyrium der Mut fehlt oder ob es dem Mut nur an der Gelegenheit zum Martyrium mangelte. Wie dich der Herr befindet, wenn er dich ruft, ebenso richtet er dich auch; er bezeugt und sagt ja selbst; „Und alle Gemeinden werden erkennen, daß ich ein Durchforscher der Nieren und Herzen bin“1 . Denn nicht um unser Blut ist es Gott zu tun, sondern um unseren Glauben. Sind doch auch weder Abraham noch Isaak noch Jakob getötet worden, und dennoch haben sie, ausgezeichnet durch die Verdienste des Glaubens und der Gerechtigkeit, unter den Patriarchen sich den ersten Platz erworben. Ihrer Gemeinschaft wird jeder zugesellt, der treu und gerecht und rühmenswert befunden wird.
Offenb. 2, 28. ↩
