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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 25

Erster Artikel. Ein und dieselbe Anbetung gilt der Gottheit und dem Menschsein in Christo.

a) Dem widerspricht: I. Die Gottheit in Christo ist anzubeten wie das, was gemeinsam ist
dem Vater und dem heiligen Geiste, nach Joh. 5.: „Alle sollen den Sohn
ehren, wie sie den Vater ehren.“ Das gilt aber nicht vom Menschsein
in Christo. II. Die Ehre ist eigentlich Lohn der Tugendthätigkeit (4 Ethic. 3.).
Da also in Christo eine andere Thätigkeit ist die der menschlichen und eine
andere die der göttlichen Natur, so besteht auch da eine Verschiedenheit in
der Ehrenerweisung und somit im Anbeten. III. Die Seele Christi wäre, abgelöst vom Worte, selbständig zu ehren
wegen der Fülle von Weisheit und Gnade, die sie hatte. Nichts an Würde
aber hat sie verloren in ihrer Einigung mit dem „Worte“. Also gebührt
ihr eine eigene Verehrung. Auf der anderen Seite heißt es im zweiten Generalkonzil von Konstantinopel (collat. 8. can. 9.): „Wenn jemand meint, Christus müsse in den beiden Naturen angebetet oder verehrt werden, so daß da zwei Arten von Anbetung oder Verehrung eingeführt würden, anstatt daß mit einer einigen Anbetung das fleischgewordene Wort zugleich mit dem Ihm eigenen angenommenen Fleische anzubeten ist, wie von Anfang an es der Kirche überliefert worden; — der sei im Banne.“

b) Ich antworte, man müsse bei dem, der geehrt wird, erwägen: 1. Die Ehre selbst; und 2. die Ursache der Ehre. Die Ehre nun gebührt dem ganzen fürsichbestehenden Wesen. Denn nicht ehren wir die Hand eines Menschen, sondern den Menschen selber; und erweisen wir der Hand eine Ehre, so geschieht dies mit Rücksicht auf den ganzen Menschen. So kann ein Mensch auch geehrt werden in seinem Kleide, im Bilde, im Boten; aber nicht diesen Teilen oder Dingen gilt die Verehrung, sondern dem Menschen selber. Die Ursache der Ehre jedoch ist ein gewisser Vorrang im Geehrten. Wenn also in einem Menschen mehreres Hervorragende ist, wie Vorsteherschaft, Wissen und Tugend, so wird es zwar eine einzige Ehre sein, welche dargebracht wird; aber für dies e Ehre werden mehrere Ursachen existieren. Da nun in Christo nur eine fürsichbestehende Person ist; so besteht da nur eine Ehre von seiten dessen, der geehrt wird. Aber von seiten der Ursache für diese Ehre ist eine Mehrheit vorhanden; so daß Er nämlich anders geehrt wird wegen der ungeschaffenen Weisheit in Ihm und anders wegen der geschaffenen. Würden aber mehrere Personen in Christo sein,so würde auch die Verehrung und Anbetung selber aufhören eine einzige zu sein. Deshalb sagt Cyrillus (ep. ad Nestor.): „Wenn jemand sagt, der angenommene Mensch müsse mitangebetet oder mitverehrt werden mit dem Worte, so daß da ein anderer und ein anderer sei; und daß nicht vielmehr eine einzige Anbetung gespendet werde dem Emmanuel, als dem fleischgewordenen Worte; — der sei im Banne.“

c) I. In der Dreieinigkeit werden drei geehrt; und es besteht da nur eine Ursache der Verehrung. Im Geheimnisse der Menschwerdung ist das Umgekehrte der Fall. Also in anderer Weise ist die Ehre aufzufassen der Dreieinigkeit gegenüber und in anderer Weise Christo gegenüber. II. Die Thätigkeit wird nicht geehrt, sondern ist die Ursache der Ehre.
Daß also in Christo zwei Thätigkeiten sind, zeigt, daß da bestehen zwei
Ursachen für die Spendung der Ehre. III. Wäre die Seele Christi nicht mit dem „Worte“ geeint, so würde
sie in dem betreffenden Menschen das Hauptsächlichste sein; und so würde
ihr die Hauptehre gelten. Weil aber diese Seele verbunden ist mit einer
unendlich höherstehenden Person, so gebührt jener Person die Ehre. Und
dadurch wird die Würde der Seele Christi nicht vermindert, sondern vermehrt (Kap. 2, Art. 7 ad II.).

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