Siebenter Artikel. Auch die in der Erbschuld gestorbenen Kinder wurden nicht befreit von Christo.
a) Das Gegenteil geht aus Folgendem hervor: I. Diese Kinder hatten nur die Erbsünde gleichwie die heiligen Vorväter. Also wurden sie gleich diesen befreit. II. Röm. 5. heißt es: „Wie durch einen Menschen viele gestorben sind, so ist auf um so mehrere die Gnade und die Gabe Gottes in der Gnade eines einzigen Menschen, Jesu Christi, übergeflossen.“ Die genannten Kinder aber wurden in der Hölle festgehalten allein wegen der Erbsünde. Also waren sie um so mehr durch die Gnade Christi zu befreien. III. Wie die Taufe kraft des Leidens Christi wirkt, so auch sein Hinabsteigen zur Hölle. In der Taufe aber werden die Kinder von der Erbsünde befreit. Also wurden sie es auch durch sein Hinabsteigen zur Hölle. Auf der anderen Seite heißt es Röm. 3.: „Ihn (Christum) stellte Gott als den Sühner hin durch den Glauben in seinem Blute.“ Die Kinder aber, welche mit der bloßen Erbschuld starben, hatten in keiner Weise teil am Glauben Christi. Also haben sie auch keinen Anteil an der Sühnung.
b) Ich antworte: Nur wer mit dem Leiden des Herrn in Glaube und Liebe vereint war, konnte dessen Wirkung in sich aufnehmen. Die erwähnten Kinder aber hatten keinen eigenen persönlichen Glauben, da sie nicht den Gebrauch des freien Willens besaßen; sie waren auch nicht durch den Glauben der Eltern oder durch ein Sakrament des Glaubens von der Erbsünde befreit. Also befreite sie das Hinabsteigen Christi zur Hölle nicht von dieser. Zudem kann zur Herrlichkeit zugelassen werden, nur wer die heiligmachende Gnade hat; welche wohl die heiligen Altväter besaßen, aber nicht die fraglichen Kinder, nach Röm. 6.: „Die Gnade Gottes das ewige Leben.
c) I. Die Vorväter waren für ihre Person durch den Glauben von der Schuld der Erbsünde befreit; nur soweit dieselbe auf die ganze menschliche Natur sich erstreckt, an der sie Anteil hatten, waren sie von der Anschauung ausgeschlossen. Und somit waren sie geeignet, von Christo befreit zu werden, nachdem dieser die Natur reingewaschen. Dies gilt aber nicht von den Kindern. II. Das „mehrere“ beim Apostel ist nicht vergleichsweise der Zahl nach aufzufassen, als ob mehrere durch Christum gerettet worden seien als durch Adam zu Grunde gegangen sind. Es steht dies schlechthin für „viele“. Wie da viele gestorben sind durch Adam, so werden auch viele gerettet durch Christum. Gleichwie aber die Erbsünde nur auf jene sich erstreckt, die vonder einwirkenden Kraft des Samens in Adam herstammen, so erstreckt sich die Gnade Christi nur auf jene, welche durch geistige Wiedergeburt Glieder Christi geworden sind; was für die erwähnten Kinder nicht gilt. III. Die Taufe wird den Menschen in diesem Leben gespendet, wo man vom Stande der Sünde in den der Gnade gelangen kann; das Hinabsteigen aber Christi zur Hölle betraf Seelen, die dieses Überganges nicht mehr fähig sind.
