Erster Artikel. „Dies ist mein Leib“; „dies ist mein Blut“, ist die Form in der Eucharistie.
a) Dem wird widersprochen. Denn: I. Jene Worte müssen die Form dieses Sakramentes sein, mit denen der Herr sein Blut und seinen Leib konsekriert hat. Christus aber hatvorher das Brot gesegnet und nachher sagte Er: „Nehmet hin und esset; das ist mein Leib“ (Matth. 26.). Ähnlich that Er beim Kelche. Also sind die besagten Worte nicht die Form des Sakramentes. II. Eusebius Emissenus (hom. 5. paschal.) schreibt: „Der unsichtbare Priester hat sichtbare Kreaturen in seinen Leib verwandelt, als Er sagte: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib.“ Also diese Worte insgesamt sind die Form. III. In der Form der Taufe wird die Person des Spenders und seine Thätigkeit ausgedrückt in den Worten: „Ich taufe dich.“ Davon ist aber in der besagten Formel nichts zu merken. IV. Die Form eines Sakramentes genügt für sich allein, um das Sakrament zu vollenden; so daß die Taufe manchmal gespendet werden kann einzig mit den Worten der Form unter Beiseitelassen von allem Anderen. Also könnte manchmal dieses Sakrament hier hergestellt werden einzig durch die Worte der erwähnten Form und dürfte dann beiseitegelassen werden alles Übrige, was in der Messe geschieht. Das scheint aber falsch. Denn dann würden, wenn nichts vorausgeschickt wäre, die Worte dieser Form verstanden werden als von der Person des Priesters geltend, als ob nämlich der konsekrierte Leib sein Leib wäre und das Blut sein Blut. Auf der anderen Seite sagt Ambrosius (4. de sacr. 4.): „Die Konsekration geschieht, durch die Worte, welche der Herr Jesus in seiner Rede gebraucht hat. Denn in dem Übrigen, was da gesagt wird, lobt man Gott, wird gebeten für das Volk, für die Könige, für die übrigen. Sobald man aber zu dem Augenblicke kommt, daß das ehrwürdige Sakrament hergestellt werde, gebraucht der Priester nicht mehr seine Worte, sondern die Worte Christi. Die Worte Christi also vollenden dieses Sakrament.“
b) Ich antworte, dieses Sakrament unterscheide sich von allen anderen 1. dadurch daß es in der Heiligung der Materie vollendet wird, während die anderen erst dies werden, wenn man sie wirklich anwendet und gebraucht; — 2. dadurch daß bei den anderen Sakramenten die Heiligung in einer gewissen Segnung nur besteht, welche der Materie die Kraft verleiht, nach Weise eines leblosen Werkzeuges in der Hand des Spenders als des belebten Werkzeuges auf die Seele zu deren Heile einzuwirken. Dieses Sakrament aber wird in der Weise geheiligt, daß kraft einer wunderbaren Wandlung der Substanz, welche von Gott allein vollendet werden kann, Christus selber in der Materie gegenwärtig wird, so daß derjenige, der dieses Sakrament verwaltet, nur die Worte auszusprechen hat, aber in keiner Weise, auch nicht als Werkzeug, zur Wandlung mitwirkt. Und deshalb unterscheidet sich die Form in diesem Sakramente in zwei Dingen von der in den anderen Sakramenten: 1. Die Form in den anderen Sakramenten schließt in sich ein den Gebrauch der Materie: das Taufen, das Firmen oder Kennzeichnen z. B.; diese Form aber drückt nur aus die Konsekration der Materie, welche in der Wandlung der Substanz besteht; wie wenn gesagt wird: „Das ist mein Leib.“ 2. Die Formen in den anderen Sakramenten werden ausgesprochen in der Person des Spenders, der den Akt setzt, wie wenn man sagt: „Ich taufe“ oder in der Weise des Befehlens, wie bei der Priesterweihe: „Erhalte die Gewalt“ oder in der Weise des Betens, wie in der heiligen Ölung: „Durch diese Salbung und unsere Fürbitte…“ Die Form dieses Sakramentes aber wird ausgesprochen in der Person Christi, damit man wisse, der Mensch spreche da nur die Worte Christi aus, wirke aber nichts.
c) I. Einige sagen, Christus habe auf Grund seiner hervorragenden Gewalt (potestas excellentiae) über die Sakramente ohne jede Form dieses Sakrament hergestellt und nachher die Worte gesprochen, mit denen die anderen konsekrieren sollten, wie Innocenz III. meint (3. de myst. missae c. 6.). Dagegen spricht aber direkt der Text des Evangeliums, wonach Christus „segnete“, welcher Segen mit einigen Worten vollzogen worden ist. Innocenz schreibt dies vielmehr mutmaßend (sane dici potest) als entscheidend. Andere sagen, der Segen und somit die Konsekration sei geschehen mit Hilfe von Worten, die uns unbekannt sind. Doch dies ist ganz falsch. Denn die Konsekration geschieht jetzt mit den Worten, mit denen Christus sie vollzogen hat. Ist also damals die Konsekration nicht auf diese Worte hin erfolgt, so auch heute nicht. Deshalb sagen wieder andere, Christus habe zweimal die Worte gesprochen: das eine Mal still für sich und habe damit konsekriert; das zweite Mal laut, um darüber zu unterrichten. Aber auch dies ist nicht auftecht zu halten. Denn der Priester konsekriert mit diesen Worten nicht, als ob Christus sie still für sich gesagt, sondern als von Ihm offen vor allen laut ausgesprochenen. Da also diese Worte nur Kraft haben, weil Christus sie gesagt; so scheint, daß auch Christus, sie offen aussprechend, konsekriert hat. Andere meinen deshalb schließlich, die Evangelisten hätten in ihrem Berichte der Thatsachen nicht immer dieselbe Ordnung gewahrt, in welcher diese Thatsachen sich vollzogen haben; wie aus Augustin klar ist (2. de cons. Evgl. c. 31 et 44.). Also muß man nach ihm die Ordnung, wie die betreffenden Thatsachen sich wirklich vollzogen, so ausdrücken: „Indem Er das Brot nahm, segnete Er es und sprach: Das ist mein Leib; und dann brach Er es und gab seinen Jüngern davon.“ Jedoch kann auch die thatsächliche Ordnung in Übereinstimmung gebracht werden mit den unveränderten Worten des Evangeliums. Denn das Wort „dicens“, sprechend, bezieht sich auf das Ganze. Es drückt nicht bloß die Gleichzeitigkeit aus mit dem letzten ausgesprochenen Worte, als ob Christus dann diese Worte gesagt, als Er seinen Jüngern seinen heiligen Leib gab, sondern will sagen: „Als Christus segnete, brach und gab seinen Jüngern, sprach Er (zugleich mit diesem Allem): Nehmet …“ II. In diesen Worten „Nehmet und esset“ liegt der Gebrauch des Sakramentes, der mit dem Sakramente nicht notwendig verbunden ist. Also sind diese Worte nicht zur Substanz der Form gehörig. Weil aber der Gebrauch der konsekrierten Materie zu weiterer Vollendung desselben gehört, so drücken alle diese Worte die ganze Vollkommenheit des Sakramentes aus und danach verstand Eusebius, daß „durch diese Worte das Sakrament (ganz und gar) vollendet“, nämlich auch gebraucht werde. III. In der Taufe gehört der Gebrauch des Wassers wesentlich zum Sakramente. IV. Es meinten wohl einige, der Priester könne nicht mit diesen Worten allein das Sakrament herstellen, wenn er die anderen vorhergehenden, im Kanon zumal, ausläßt. Doch das ist falsch, wie aus den Worten des Ambrosius hervorgeht und weil der Kanon der Messe nicht überall derselbe ist. Wenn also der Priester nur diese Worte sagte mit der Absicht, das Sakrament zu vollenden, so besteht das Sakrament und würden kraft der Absicht dann die Worte auf die Person Christi gehen, daß der Leib Christi da wäre und nicht der Leib des Priesters. Schwer aber würde derPriester sündigen, der so thäte und den Ritus der Kirche nicht beobachtete. Das Beispiel der Taufe paßt hier nicht; denn die Eucharistie ist kein Sakrament von so großer Notwendigkeit wie die Taufe.
