Zweiter Artikel. Diese Form ist zukömmlich: „Dies ist mein Leib“.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Die Form soll ausdrücken das, was gewirkt wird. Das ist aber hier vielmehr die Umwandlung des Brotes in den Leib Christi. Also wäre es zweckmäßiger zu sagen: „Dies wird mein Leib.“ II. Ambrosius sagt (l. c.): „Das Wort Christi stellt dieses Sakrament her. Welches Wort? Jenes, wodurch Alles gemacht worden ist. Der Herr befahl und das All ward.“ Da käme es aber mehr zu, daß man sage: „Dies sei mein Leib.“ III. Das Subjekt dieses Satzes will bezeichnen das, was verwandelt wird; und das Prädikat das, zu dem verwandelt wird. Wie also genau bestimmt dasteht, wozu verwandelt wird, nämlich „mein Leib“, so müßte auch genau bestimmt dastehen, was verwandelt wird. Also müßte es heißen: „Dieses Brot ist mein Leib.“ IV. Wie das, zu dem verwandelt wird, eine bestimmte Natur hat, so auch eine bestimmte Person. Nun ist die betreffende „Natur“ hinlänglich bestimmt durch den Ausdruck „Leib“. Also müßte auch die Person bestimmt ausgedrückt sein. Und so müßte es heißen: „Dies ist der Leib Christi.“ V. Das Wort „enim“ gehört nicht zur Substanz der Form. Also müßte es nicht hinzugesetzt werden. Auf der anderen Seite ist diese Konsekrationsform im allgemeinen Gebrauche.
b) Ich antworte; die genannte Form ist höchst zukömmlich. Denn die Konsekration hier besteht in der Umwandlung der Substanz des Brotes in den Leib Christi. Die Form aber soll ausdrücken das, was im Sakramente bewirkt wird. Also muß die Form der Konsekration des Brotes ausdrücken die Verwandlung selber des Brotes in den Leib Christi. Da ist nun zu beachten: 1. die Umwandlung; 2. der Ausgangspunkt (terminus a quo); und 3. der Abschlußpunkt (terminus ad quem). Die Umwandlung kann ausgedrückt werden als eine noch werdende (in fieri) oder als eine bereits geschehene (in facto esse). Diese Umwandlung jedoch hier durfte nur in der letzten Weise ausgedrückt sein; denn
a) ist sie keine allmähliche, sondern eine augenblickliche, sonach ist eben das Werden da das Geschehensein; —
b) verhalten sich die sakramentalen Formen zur Bezeichnung des Gewirkten wie die Kunstformen zu dem von der Kunst Gewirkten; die Kunstform aber ist die Ähnlichkeit mit der letzten Wirkung, auf welche die Absicht des Künstlers geht, wie das Haus entspricht der Kunstform im Baumeister und erst als Folge davon das Bauen, also mußte hier das Geschthensein als das eigentlich Beabsichtigte ausgedrückt werden. Damit nun hängt zusammen, daß die beiden Endpunkte der Umwandlung bezeichnet werden in derselben Weise, nämlich als im Zustande des Geschehen oder Gewordenseins. Dann nämlich hat der Abschlußpunkt (terminus ad quem) die eigene Natur seiner Substanz; wogegen der Ausgangspunkt (terminus a quo) nicht bleibt gemäß seiner Substanz, sondern nur nach den Accidentien, die den Sinnen zugänglich sind. Zukömmlicherweise also wird der Ausgangspunkt durch das hinzeigende Fürwort ausgedrückt, welches Beziehung hat auf die Accidentien, die verbleiben; der Abschlußpunkt aber wird ausgedrückt durch den Namen, der die Natur dessen ausdrückt, wozu verwandelt worden ist; was da ist der Leib Christi, und nicht bloß dessen Fleisch (Kap. 76, Art. 2.). Also ist die Form: „Das ist mein Leib“ im höchsten Grade zweckentsprechend.
c) I. Das „Werden“ ist nicht das Letztgewirkte; sondern das „Gewordensein“. II. Hier wirkt das Wort Gottes in einwirkender und sakramentaler Weise d. h. gemäß der Kraft der Bezeichnung; und so muß hier das Letztgewirkte seitens der Konsekration durch ein Substantiv bezeichnet werden in der anzeigenden Form und in der gegenwärtigen Zeit. Im Schaffen aber ist das Wort Gottes rein wirkend und diese Wirkung ist kraft des Befehlens seiner Weisheit. Deshalb heißt es: „Es werde Licht und es ward Licht“ (Gen. 1.). III. Der Ausgangspunkt (a quo) behält nicht seine Substanz wie der Abschlußpunkt (ad quem). Also ist da nicht der gleiche Gesichtspunkt. IV. Die Person ist ausgedrückt im Fürworte „mein“. V. Dieses ,enim' rührt von der römischen Kirche, also vom Apostel Petrus her; und drückt die Verbindung mit dem Vorhergehenden aus. Es ist nicht wesentlich.
