Dritter Artikel. Ein irgendwelches „Gebrauchen“ mit Rücksicht auf den letzten Endzweck kann nicht statthaben.
a) Es scheint dies doch. Denn: I. Augustin (l0 de Trin. 11.) sagt: „Wer genießt, gebraucht.“ Wir genießen aber des letzten Endzweckes. II. „Gebrauchen heißt: etwas der Gewalt des Willens überlassen.“ (l. c.) Nichts aber ist mehr in der Gewalt des Willens wie der letzte Endzweck. III. Hilarius schreibt (2 de Trin.): „Die Ewigkeit ist im Vater, die Schönheit oder Wesensform im Sohne, das Gebrauchen im heiligen Geiste.“ Der heilige Geist aber als Gott ist letzter Endzweck. Auf der anderen Seite schreibt Augustin (33 Qq. 30.): „Gottes Wesen gebraucht niemand; man genießt dessen.“ Gott allein aber ist letzter Endzweck.
b) Ich antworte; „Gebrauchen“ heißt: Etwas auf ein Anderes anwenden. Dergleichen aber ist im Bereiche des Zweckdienlichen. Also jegliches „Gebrauchen“ geht immer auf das Zweckdienliche, was deshalb auch als „brauchbar“, nützlich bezeichnet wird. Jedoch muß hierbei berücksichtigt werden, daß der letzte Endzweck eine doppelte Bezeichnung hat: einmal ist es in absoluter Weise die Sache selbst, wie z. B. für den Geizigen das Geld; — und so wird der letzte Zweck nur genossen, nicht gebraucht. Dann ist der letzte Zweck die Sache mit Beziehung auf jemanden, also die Erreichung, der Besitz des Geldes z. B.; — und so wird gesagt, das Geld oder den letzten Endzweck gebrauche der Besitzende.
c) I. Augustin spricht im allgemeinen, insofern das „Gebrauchen“ einschließt die Beziehung der Sache, die letzter Zweck ist, zum Genießen selber, was jemand in dieser Sache sucht. II. Der Zweck ist in der Gewalt des Willens, damit der Wille dann ausruht, wonach dieses Ausruhen selber im Endzwecke, das Genießen also, ein Gebrauchen des Zweckes ist. Was aber als zweckdienlich in der Gewalt des Willens ist, das steht nicht nur in Beziehung zu dem Willen, der es hat, sondern auch zu einer anderen Sache, in deren Besitz der Wille ausruht. III. „Gebrauchen“ heißt hier bei Hilarius: „Ausruhen“ im letzten Zwecke. Deshalb sagt Augustin (6 de Trin. 10.): „Jenes Ergötzen, Glücklichsein, Seligsein wird „Gebrauchen“ genannt.“
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