Erster Artikel. Gebrauchen ist ein Willensakt.
a) Das Gegenteil wird erwiesen: I. Augustin schreibt (I. doct. chr. 14.; 10 de Trin. 10.): „Gebrauchen will heißen, etwas was sich der Benutzung darbietet, auf etwas Anderes beziehen, um dieses zu erhalten.“ Beziehen auf Anderes aber ist eine Thätigkeit der Vernunft, der es zugehört, zu vergleichen und zu ordnen. II. Damascenus sagt (2 orth. fid. 22.): „Der Mensch wird zuerst getrieben oder muntert sich selber auf zum Handeln; und das nennt man Anstoß; — dann gebraucht er; und das nennt man Gebrauch.“ Das Handeln aber gehört den ausführenden Vermögen an; der Willensakt folgt diesen letzteren nicht, sondern geht ihnen vorauf. Also kann das Gebrauchen kein Willensakt sein. III. Augustinus sagt (83 Qq. 30.): „Alle Dinge, die gemacht worden, sind für den Menschen zum Gebrauche gemacht; denn die Vernunft gebraucht sie alle, indem sie ihr Urteil fällt darüber, was den Menschen gegeben ist.“ Urteilen aber über die von Gott geschaffenen Dinge gehört der spekulativen Vernunft an, die als durchaus getrennt dasteht vom menschlichen Willen, dem Princip der menschlichen Akte. Also Gebrauchen ist kein Akt des Willens. Auf der anderen Seite sagt Augustin (10 de Trin. 11.): „Gebrauchen will sagen: etwas dem Befinden des Willens überlassen.“
b) Ich antworte, der Gebrauch einer Sache schließe die Anwendung dieser selben Sache zu irgend welcher Thätigkeit ein; deshalb wird auch dieThätigkeit, zu der wir eine Sache hinwenden, ihr Gebrauch genannt; wie z. B. Reiten der Gebrauch des Pferdes ist, Schlagen der Gebrauch des Stockes. Zur Thätigkeit aber wenden wir hin nicht nur die inneren Principien für das Thätigsein, nämlich die Vermögen selber der Seele oder die Glieder des Körpers, wie die Vernunft zum Erkennen, das Auge zum Sehen; — sondern auch die äußeren Dinge, wie den Stock zum Schlagen. Die äußeren Dinge aber wenden wir nicht in dieser Weise an außer vermittelst der inneren Principien, die da sind die Vermögen der Seele oder ihre Zustände oder Organe. Die Vermögen nun bewegt der Wille zu ihren jedesmaligen Thätigkeiten hin; und das will sagen, sie anwenden auf die Thätigkeit. Also gehört das „Gebrauchen“ in erster Linie hauptsächlich dem Willen an als dem erstbewegenden; der Vernunft als der leitenden Kraft; den anderen Vermögen als den ausführenden Werkzeugen. Eine Thätigkeit wird jedoch nicht im eigentlichen Sinne den Werkzeugen zugeschrieben, sondern dem an erster Stelle Wirkenden, wie der Bau des Hauses dem Erbauer. „Gebrauchen“ also gehört dem Willen zu.
c) I. Die Vernunft bezieht zwar auf das Andere, aber der Wille strebt und bewegt gemäß dem auf das Andere Bezogenen; und danach wird gesagt: Gebrauchen will besagen „auf etwas Anderes beziehen.“ II. Damascenus spricht vom Gebrauche, insoweit er in den ausführenden Vermögen ist. III. Auch die spekulative Vernunft wird zugewendet ihrer Thätigkeit, dem Erkennen, durch den Willen; und so wird von der spekulativen Vernunft gesagt, sie gebrauche, insoweit sie wie die anderen ausführenden Vermögen vom Willen bewegt wird.
