4.
Ich spreche, wie gesagt, zu Seelen, die sich bei der Betrachtung eines Geheimnisses nicht sammeln können und denen das Betrachten zu künstlich vorkommt. Da es auch noch andere gibt, die so geistreich sind, daß ihnen nichts genügt, so spreche ich auch zu diesen. Die einen wie die anderen bedürfen keiner Bücher, die man ihnen wegnehmen könnte; sind sie nur eifrig und demütig, so werden sie nichts anderes nötig haben. Ich wenigstens war immer für das Gebet des Herrn eingenommen, und die Worte der Evangelien dienten mir mehr zur inneren Sammlung als sehr gut geschriebene Bücher, die ich ohnehin nicht gerne las, wenn ihre Verfasser nicht sehr bewährt waren. So will ich mich denn auch an den Lehrer der Weisheit halten; vielleicht wird er mich eine Betrachtung lehren, die euch zufriedenstellt. Nicht eine Erklärung dieses Gebetes will ich schreiben; denn dies möchte ich nicht wagen. Es sind ja ohnehin schon viele solcher Erklärungen vorhanden; und gäbe es auch keine einzige, so wäre es doch töricht von mir, eine solche zu geben. Ich möchte nur eine Betrachtung über die Worte des Vaterunsers anstellen; denn mit vielen Büchern verlieren wir nach meinem Dafürhalten manchmal nur die Andacht bei einer Übung, an der so viel gelegen ist. Es ist wohl klar, daß ein Meister, wenn er etwas lehrt, Liebe zu seinem Schüler faßt und sich freut, wenn er ihn mit dem zufriedenstellt, was er ihn lehrt; deshalb ist er ihm auch sehr behilflich, daß er es erfasse. Ebenso wird auch der himmlische Meister mit uns verfahren.
