4.
Wer kann es für unrecht halten, wenn wir die Tagzeiten oder den Rosenkranz damit beginnen, daß wir erwägen, wessen Standes der Angesprochene und die zu ihm Sprechenden sind, um zu wissen, wie wir uns gegen ihn zu verhalten haben? Wenn ihr aber, meine Schwestern, alles gehörig erwägt, was in diesen zwei Punkten liegt, so sage ich: Ihr übt schon bei Beginn des mündlichen Gebetes, das ihr verrichten wollt, eine geraume Zeit das innerliche. Wir würden ja doch auch zu einem Fürsten, mit dem wir reden wollten, nicht so unvorbereitet gehen wie zu einem Bauern oder wie zu einem Armen, wie wir es sind; mit diesen kann man reden, wie es eben kommt. Zwar verschmäht es der himmlische König in seiner Demut nicht, mich anzuhören, wenn ich auch wegen meiner Ungeschicklichkeit nicht recht mit ihm zu reden verstehe. Er wehrt es mir deshalb nicht, mich ihm zu nähern, und seine Leibwachen entfernen mich nicht von ihm; denn die Engel, die in der Nähe ihres Königs sind, kennen dessen Eigenschaften gut und wissen, daß die Einfalt eines armen, demütigen Hirten, von dem er weiß, daß er es besser machen würde, wenn er könnte, ihm mehr gefällt als die feinsten Reden der größten Gelehrten, wenn sie nicht demütig sind. Aber deshalb, weil dieser König so gut ist, dürfen wir nicht unartig sein. Zum Dank dafür, daß er den üblen Eindruck erträgt, wenn er solche wie mich in seiner Nähe duldet, sollten wir uns wenigstens befleißen, seine Reinheit und Erhabenheit kennenzulernen. Freilich kennt man ihn schon, sobald man sich ihm naht, wie es auch bei den Herren dieser Welt der Fall ist. Sagt man uns von einem, wer sein Vater gewesen, welche Einkünfte und welchen Titel er habe, so brauchen wir nichts weiter zu wissen; denn hier in der Welt nimmt man bezüglich der Ehrenbezeigungen nicht Rücksicht auf die Verdienste der Person, sondern auf ihre Reichtümer.
