3.
Die geistige Liebe ist nicht von dieser Art. Empfindet sie auch ob unserer natürlichen Schwachheit augenblicklich einen Schmerz, so überlegt doch sogleich die Vernunft, ob nicht jenes Leid der Seele nützlich sei, ob sie dadurch nicht reicher werde an Tugend, und sieht zu, wie sie es erträgt. Sie, die Liebe, bittet Gott, der geliebten Seele Geduld in ihrem Leiden zu verleihen, damit sie sich dadurch Verdienste sammle. Und sieht sie, daß diese geduldig ist, so hat sie keinen Kummer mehr, vielmehr freut und tröstet sie sich. Sie würde zwar lieber selbst leiden, als jene leiden sehen, wenn sie ihr nur auch das Verdienst und den Gewinn aus dem Leiden ganz zuwenden könnte; aber deshalb beunruhigt und quält sie sich nicht.
