7.
Bemüht euch auch, mit den Schwestern fröhlich zu sein, wenn ihnen eine Erholung gestattet ist, deren sie bedürfen. Dies gilt ebenso zur Zeit der gewöhnlichen Erholung, auch wenn diese nicht nach euerem Geschmacke wäre. Dies alles ist, wenn es mit Bedacht geschieht, vollkommene Liebe. Es ist also sehr lobenswert, wenn die einen mit den anderen in ihren Nöten Mitleid haben; nur muß man dabei beachten, daß es nicht unbescheiden geschehe in Dingen, die gegen den Gehorsam verstoßen. Scheint einer Schwester etwas, was die Oberin befiehlt, schwer zu sein, so soll sie sich dies nicht merken lassen und mit niemand darüber reden; nur der Oberin selbst mag sie es in Demut sagen, sonst würdet ihr großen Schaden anrichten. Lernt unterscheiden, in welchen Dingen ihr Bedauern und Mitleid mit den Schwestern haben sollt! Jeder offenbare Fehler, den ihr an einer bemerkt, soll euch tief betrüben. Hier zeigt und übt sich in vortrefflicher Weise die Liebe auch dadurch, daß ihr eine solche zu ertragen wißt und über ihren Fehler euch nicht entsetzt. So werden sich auch andere bei eueren Fehlern verhalten, deren Zahl vielleicht weit größer ist, wenn man auch nur jene in Betracht zieht, die ihr selbst nicht kennt. Empfehlt die fehlende Schwester eifrig Gott und bemüht euch, mit großer Vollkommenheit jene Tugend zu üben, die dem an ihr bemerkten Fehler entgegengesetzt ist! Ermutigt euch dazu, damit ihr so jene im Werke über das belehrt, was vielleicht Worte ihr nicht begreiflich machen und weder Worte noch auch Strafen an ihr bessern würden!
