22. Synodalschreiben des Bischofs Damasus von Rom und der abendländischen Bischöfe an die Bischöfe Illyriens in betreff der Synode zu Rimini
Daß aber alle Verteidiger der Wahrheit und vorzüglich die Abendländer dieses Glaubensbekenntnis mißbilligten, bezeugt das Schreiben, das von ihnen an die Illyrier gerichtet wurde. An der Spitze der Verfasser dieses Schreibens stand Damasus, der Nachfolger des Liberius in der Regierung der Kirche von Rom1, ein Mann, geschmückt mit allen Arten von Tugenden. An dem Schreiben beteiligten sich noch neunzig andere, die aus Italien und Galatien, dem heutigen Gallien, in Rom zusammengekommen waren. Ich würde auch die Namen derselben anführen, wenn ich es nicht für überflüssig hielte. Sie schrieben folgendes.
„Die zu Rom zur heiligen Synode versammelten Bischöfe, Damasus, Valerianus und die übrigen, den geliebten Brüdern, den Bischöfen in Illyrien, Gruß im Herrn!
S. 143 Wir vertrauen, o Priester Gottes, von denen die übrigen Menschen, wie es recht und billig ist, unterwiesen werden, daß Ihr unseren heiligen, in der Lehre der Apostel begründeten Glauben, der in keiner Beziehung von den Satzungen der Väter abweicht, daß Ihr diesen Glauben selbst festhaltet und auch dem Volke verkündet. Indessen haben wir durch einen Bericht unserer Brüder in Gallien und Venetien vernommen, daß einige mit allem Eifer die Häresie befördern. Dieses Übel aber müssen die Bischöfe nicht nur zu verhüten suchen, sondern es ist auch ihre Pflicht, was immer bereits geschehen sein mag durch die Unerfahrenheit einzelner oder durch die Einfalt solcher, die sich durch falsche Auslegung verleiten ließen, so doch von jetzt an abweichenden Lehrmeinungen entgegenzutreten und darauf bedacht zu sein, daß sie in keinerlei Irrtum verfallen, sondern vielmehr stets an der Lehre unserer Väter festhalten, so oft ihnen abweichende Lehrsätze zu Ohren kommen. So ist denn auch geschrieben worden, daß Auxentius von Mailand vorzugsweise wegen dieser Sache verurteilt worden sei2. Es ist also eine Forderung der Gerechtigkeit, daß alle Lehrer des Gesetzes im römischen Reiche sich an das Gesetz halten und den Glauben nicht durch fremdartige Lehren beflecken. Als nämlich zuerst die Bosheit der Häretiker sich so recht zu entwickeln begann, wie ja auch jetzt die gottlose Lehre der Arianer gar üppig fortwuchert, da haben unsere Väter, dreihundertachtzehn Bischöfe, und die Legaten des heiligsten Bischofes der Stadt Rom zu Nizäa Beratungen gepflogen und in der Weise eine Mauer gegen die Waffen des Teufels errichtet und mit diesem Gegengift das todbringende Gift entkräftet, daß sie bestimmten, man müsse glauben, Vater und Sohn hätten eine Wesenheit, eine Gottheit, eine Vollkommenheit, eine Kraft und einen Charakter, und dieselbe S. 144 Hypostase habe auch der Heilige Geist; wer anders denke, so urteilten sie, sei von unserer Gemeinschaft ausgeschlossen. Diese heilsame Bestimmung und diesen verehrungswürdigen Beschluß haben später einige durch andere Entscheidungen verunstalten und schänden wollen. Indessen wurde schon gleich anfangs, und zwar von eben denselben, welche in Rimini gezwungen wurden, neue und unklare Lehren gutzuheißen, die Sache soweit wieder richtiggestellt, daß sie bekannten, sie hätten sich durch die Redefertigkeit der Gegner verleiten lassen, oder sie hätten nicht erkannt, daß deren Lehre der von den Vätern zu Nizäa festgestellten Lehre entgegengesetzt sei. Denn auch die Zahl der in Rimini versammelten Väter konnte kein Präjudiz bilden, da es feststeht, daß weder der Bischof von Rom, dessen Urteil vor allem einzuholen gewesen wäre, noch auch Vinzentius, der das bischöfliche Amt schon so viele Jahre tadellos geführt hatte, noch auch die anderen diesen Dingen zugestimmt haben; dazu kommt noch besonders, daß, wie wir schon gesagt haben, eben dieselben, welche infolge falscher Vorspiegelung zu wanken schienen, später, nachdem sie zu besserer Einsicht gekommen waren, erklärten, daß sie mit jenen Beschlüssen nicht mehr einverstanden seien.
So wird denn Euer reiner und ungetrübter Sinn erkennen, daß allein dieser Glaube, der in Nizäa auf dem sicheren Grund der Apostel aufgebaut wurde, mit unverbrüchlicher Festigkeit beizubehalten ist, und daß denselben mit uns sowohl die Morgenländer rühmen, die sich als Angehörige der katholischen Kirche erkennen, wie auch die Abendländer. Wir glauben ferner, daß diejenigen, die verkehrterweise anders denken, eben wegen dieses Unterfangens schon in Bälde von unserer Gemeinschaft werden ausgeschlossen und des bischöflichen Namens beraubt werden, damit das Volk, von der Verführung durch sie befreit, wieder ruhig aufatmen kann. Denn jene können doch in keiner Weise den Irrtum des Volkes berichtigen, nachdem sie selbst im Irrtum befangen sind. So möge denn mit allen Priestern Gottes auch die Überzeugung Eurer Hochwürden übereinstimmen, in der Ihr, wie wir erwarten, fest und standhaft S. 145 verharren werdet! So müssen ja auch wir mit Euch im rechten Glauben einig sein. Erfreuet uns durch ein Antwortschreiben Euerer Liebe! Lebet wohl, hochverehrte Brüder!“
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Damasus 366—384. ↩
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Auxentius, ein Kappadozier, war nach der Verbannung des katholischen Bischofs Dionysius auf der Synode von Mailand (355) von den Arianern als dessen Nachfolger aufgestellt worden. Er regierte von 355—374. Sein Nachfolger war der hl. Ambrosius 374—397. Auxentius war die Hauptstütze des Arianismus im Abendlande. ↩