16. Maron
Nach diesen Helden will ich des Maron gedenken, denn auch er zierte den göttlichen Chor der Heiligen. Er wählte ein Leben unter freiem Himmel auf einem Berggipfel, der vor alters bei den Heiden in Ehren stand. Den Dämonenbezirk hier weihte er Gott und nahm ihn zum Aufenthaltsorte, wobei er ein kleines Zelt darin errichtete, das er aber selten betrat.
Er lag nicht allein den gewöhnlichen aszetischen Mühen ob, sondern dachte auch noch andere aus, so den Reichtum der Tugend anhäufend. Und der Kampfrichter bemaß die Gnade, die er ihm verlieh, nach den Arbeiten. Denn so reichlich schenkte ihm der großmütige Geber die Gabe der Heilungen, daß sein Ruf sich überallhin verbreitete und die Leute von allen Seiten herbeizog und sie durch den Augenschein die Berechtigung dieses Rufes lehrte. Denn da konnte man durch den Tau seines Segens Fieberhitze gelöscht sehen, Friesel gestillt, Dämonen vertrieben und alle Arten von Krankheiten durch eine und dieselbe Arznei geheilt. Die Ärzte wenden für jede Krankheit das ihr entsprechende Medikament an, das Gebet der Heiligen ist das allgemeine Heilmittel für alle Leiden. Aber nicht bloß die körperlichen Krankheiten kurierte er, auch den Seelen brachte er die entsprechende Heilung, indem er bei diesem die Habsucht, bei jenem den Zorn behob, diesem Lehren über die Keuschheit gab, jenen über Gerechtigkeit unterrichtete, hier Zügellosigkeit strafte, dort Trägheit aufrüttelte. Durch solchen Ackerbau erzielte er viele Pflanzen der Vollkommenheit, und das jetzt in der Gegend von Cyrus blühende Paradies hat er Gott gepflanzt. Ein Werk seiner Pflanzung ist der große S. 121 Jakobus, auf den man billigerweise das Wort des Propheten beziehen kann: „Der Gerechte wird wie eine Palme blühen, wie eine Zeder des Libanon wachsen1”, und alle anderen, deren ich mit Gott im einzelnen gedenken werde.
So um Gottes Ackerland besorgt und Körper und Seelen zugleich heilend, befiel ihn selbst eine kurze Krankheit, damit wir die Schwäche seiner Natur und die Stärke seines Willens kennen lernten, und er selbst aus dem Leben schiede. Ein heftiger Streit entstand unter der Nachbarschaft um seinen Leib. Ein angrenzendes sehr volkreiches Dorf kam vollzählig herbei und vertrieb die anderen und riß den heiß begehrten Schatz an sich. Sie erbauten ihm eine große Kirche und empfangen noch heute Wohltaten von ihm, indem sie durch ein öffentliches Jahresfest den Sieger ehren. Auch wir genießen abwesend seinen Segen. Dazu genügt statt des Sarges das Gedenken.
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Ps. 91, 13 [hebr. Ps. 92, 13]. ↩