7.
Er blieb aber unbeugsam und unüberwindlich, und keine anstürmende Versuchung konnte ihn verwunden. Seine unerschütterliche Standhaftigkeit magst du mit S. 429 dem Hause des weisen Mannes vergleichen, das, auf festen Felsengrund gebaut, keine unwiderstehliche Gewalt der Winde, kein aus den Wolken hervorbrechender Platzregen, keine reißenden Ströme zu erschüttern vermögen1. Ein solcher Mann war Gordius; die Grundfeste seines Glaubens an Christus ließ er sich nicht erschüttern. Mit den Augen des Geistes sah er den Teufel umhergehen, wie er den einen zu Tränen rührte, dem andern beim Zuspruche behilflich war. Deshalb sprach er die Weinenden mit den Worten des Herrn an: „Weinet nicht über mich2“, sondern weinet über die Feinde Gottes, die gegen die Gläubigen so vorgehen und durch die Flammen, die sie uns anzünden, sich selbst das Feuer der Hölle zurechtrichten. Hört auf zu weinen und mein Herz zu betrüben! Denn ich bin nicht bloß einmal bereit, für den Namen des Herrn Jesu zu sterben3, sondern sogar tausendmal, wenn es möglich wäre. Denen aber, die ihm die Verleugnung mit dem Munde nahelegten, antwortete er nur soviel: „Die Zunge, die von Christus geschaffen ist, kann unmöglich etwas gegen den Schöpfer reden. Denn mit dem Herzen glauben wir zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber geschieht das Bekenntnis zum Heil4.“ Ist denn der Kriegerstand vom Heile ausgeschlossen? Gibt es keinen gottesfürchtigen Hauptmann? Ich denke zunächst an den Hauptmann, der beim Kreuze Christi stand, aus den Wunden seine Macht erkannte, und in einem Augenblicke, da der Juden Missetat noch ganz warm war, deren Wut nicht fürchtete, noch kleinlaut die Wahrheit verschwieg, sondern bekannte und nicht leugnete, daß er wahrhaftig der Sohn Gottes war5. Ich kenne noch einen andern Hauptmann, der einsah, daß der Herr, da er noch im Fleische wandelte, Gott und König der Mächte sei und imstande sei, durch bloßen Befehl mittelst der dienstbaren Geister den Hilfsbedürftigen zu helfen; seinen Glauben hat der Herr größer befunden als den Glauben von ganz Israel6. Wurde nicht auch Kornelius, ein S. 430 Hauptmann, gewürdigt, den Engel zu sehen, und hat er nicht schließlich durch Petrus das Heil erlangt? Denn seine Almosen und Gebete hatten bei Gott Erhörung gefunden7. Der Schüler dieser Männer will ich sein. Wie kann ich meinen Gott verleugnen, den ich von Jugend auf angebetet habe? Würde nicht der Himmel dort oben sich entsetzen? Würden nicht meinetwegen die Sterne verfinstert werden? Würde die Erde mich überhaupt noch tragen? „Täuschet euch nicht; Gott läßt seiner nicht spotten8.“ Aus unserem Munde richtet er uns9; aus unseren Worten rechtfertigt er, aus unseren Worten verdammt er10. Habt ihr die schreckliche Drohung des Herrn nicht gelesen: „Wer mich vor den Menschen verleugnet, den will ich auch vor meinem Vater verleugnen, der im Himmel ist11.“
