2.
Wohlan denn, unser Gedächtnis soll sie in unsere Mitte führen, und wir wollen den gemeinsamen Segen, der von ihnen ausgeht, allen Anwesenden vermitteln, indem wir die Heldentaten der Männer wie in einem Gemälde darstellen. Auch Geschichtschreiber und Maler, die große Kriegstaten darstellen, die einen in herrlicher Schilderung, die andern in Gemälden, haben ja schon oft viele zum Heldenmut begeistert. Was nämlich die geschichtliche Schilderung unserem Ohre vermittelt, das zeigt uns schweigend das Gemälde in der Wiedergabe. Auf gleiche Weise wollen wir nun die Anwesenden an den Heroismus dieser Männer erinnern und die mehr Hochherzigen und ihnen Geistesverwandten zur Nachahmung aufrufen, indem wir ihre Taten veranschaulichen. Denn das Lob der Märtyrer liegt in der Aufforderung an die Versammlung, deren Tugend nachzuahmen. Die Lobreden auf die Heiligen unterliegen nämlich nicht den Gesetzen profaner Beredsamkeit. Die Profanredner schöpfen ja ihren Stoff für Lobeserhebungen aus weltlichen Dingen. Wie kann aber für die, denen die Welt gekreuzigt ist1, etwas in der Welt Anlaß zur Verherrlichung werden?
Unsere Heiligen hatten nun nicht ein und dasselbe Vaterland; der eine war von da, der andere von dort. Wie? Sollen wir sie deshalb vaterlandslos oder Weltbürger nennen? Wie beim Zusammenlegen von Gaben die Zuschüsse eines jeden allen Beitragenden gemeinsam werden, so ist auch bei diesen Seligen die Heimat jedes einzelnen die gemeinsame Heimat aller, da alle einander ihr Vaterland schenken. Was sollen wir übrigens nach ihrer irdischen Heimat suchen, da wir uns doch denken können, wo jetzt ihr Vaterland ist? Die Vaterstadt der Märtyrer ist doch die Stadt Gottes2, S. 435 deren Baumeister und Schöpfer Gott ist3, das himmlische Jerusalem4, das freie, die Mutter des Paulus und aller, die ihm gleich sind5. Der natürlichen Abstammung nach waren sie verschiedener Herkunft, aber sie alle bildeten nur eine geistige Familie: Ihr gemeinsamer Vater war Gott, und alle waren Brüder, nicht einem und einer entsprossen, sondern durch die Kindschaft des Geistes zu gegenseitiger Liebe und Eintracht miteinander verbunden, ein erwählter Chor, ein großer Zuwachs zur Zahl derer, die von Ewigkeit her den Herrn preisen, nicht vereinzelt, sondern scharenweise unter diese Seligen versetzt. Welches war die Art der Versetzung? Ausgezeichnet vor allen andern durch Körpergröße, Jugendblüte und Kraft, wurden sie in das Heer eingereiht, wurden wegen ihrer Kriegserfahrung und persönlichen Tapferkeit der höchsten militärischen Ehren gewürdigt und waren wegen ihrer Tugend allgemein bekannt.
