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Während nämlich die Märtyrer standhaft kämpften und jener den Ausgang abwartete, da sah er ein wunderbares Schauspiel: Heerscharen stiegen vom S. 441 Himmel herab, als wollten sie den Kriegern vom Könige große Geschenke überbringen; an alle verteilten sie Geschenke; nur einen ließen sie unbeschenkt, weil sie ihn der himmlischen Ehren unwürdig erachteten. Dieser erlag denn auch alsbald den Peinen und ging keck zu den Feinden über. Ein trauriges Bild für die Gerechten; der Soldat ein Überläufer, der Tapfere ein Gefangener, das Schäflein Christi des Wolfes Beute. Und was noch trauriger war: Er verlor nicht bloß das ewige Leben; er hatte nicht einmal einen Genuß vom gegenwärtigen: Denn kaum war er in die Wärme gekommen, da löste sein Fleisch sich auf. So hatte der, der aus Liebe zum Leben fiel, umsonst gesündigt. Wie aber der Henker den einen aus der Mitte treten und zum Bade laufen sah, stellte er sich selbst an den Platz des Abtrünnigen, warf die Kleider ab, schloß sich den Entblößten an und rief mit den Heiligen: „Ich bin ein Christi.“ — Durch diese plötzliche Bekehrung überraschte er die Leidensgenossen, füllte nicht bloß deren Zahl wieder auf, sondern linderte durch seinen Beitritt auch deren Trauer über den Weichling. Er machte es wie die, welche an der Kampffront einen in der ersten Reihe Gefallenen ersetzen und so die Phalanx sofort wieder ausfüllen, damit nicht durch einen Verlust die enggeschlossene Gliederung eine Lücke bekomme. Desgleichen tat also auch er. Er sah die himmlischen Wunder, erkannte die Wahrheit, flüchtete sich zum Herrn und ward so den Märtyrern beigezählt. Er erneuerte das Verhalten der Jünger: Judas ging weg, und Matthias ward an seine Stelle gewählt1. Er trat in die Fußstapfen des Paulus, der gestern ein Verfolger war und heute ein Herold des Evangeliums2. Auch er hatte die Berufung von oben, „nicht von Menschen, noch durch einen Menschen3“. Er glaubte an den Namen unseres Herrn Jesu Christi, wurde getauft auf ihn, nicht von einem andern, sondern von seinem eigenen Glauben, nicht im Wasser, sondern im eigenen Blute.
