5.
Wie jener stolze und grausame Präfekt das hörte, konnte er den Freimut der Männer nicht ertragen, sondern geriet in heftigen Zorn und sann auf ein Mittel, wie er ihnen das Sterben langwierig und bitter zugleich machen könnte. Er fand denn auch wirklich eines, und S. 438 seht, welch furchtbares! — Angesichts der eiskalten Lage der Öffentlichkeit und der winterlichen Jahreszeit wartete er eine Nacht ab, in der die Kälte, zumal bei Nordwind, den höchsten Grad erreicht, und befahl, alle zu entblößen und unter freiem Himmel mitten in der Stadt zu Tode frieren zu lassen. Ihr, die ihr schon einen solchen Winter durchgemacht habt, wißt jedenfalls, wie entsetzlich solches Martyrium ist. Wer nicht selbst solche Winter durchgemacht hat, dem läßt sich gar nicht schildern, was das heißen will: Ein der Kälte ausgesetzter Körper wird infolge der Blutstockung zunächst ganz schwarzblau; dann folgt ein Zittern und Schütteln, Zähneklappern und Nervenzucken und ein unwillkürliches Zusammenziehen der ganzen Körpermasse; ein stechender Schmerz und ein unsägliches, bis ins Mark dringendes Weh verursacht dem Erfrierenden ein unerträgliches Gefühl. Dann sterben die äußersten Glieder ab, wie vom Feuer verbrannt. Denn wenn die Wärme aus den Extremitäten des Körpers flieht und ins Innere sich zurückzieht, so läßt sie diese tot zurück, entzündet aber in den Teilen, wo sie sich anhäuft, Schmerzen, bis allmählich der Tod durch Erfrieren eintritt. Damals also wurden sie dazu verurteilt, unter freiem Himmel zu übernachten, als der See, um den die Stadt, die Kampfstätte der Heiligen, erbaut ist, gleichsam eine Reitfläche bildete1; das Eis hatte ihn verwandelt und die Kälte ihn zum Festland gemacht, so daß die Anwohner gefahrlos auf seinem Rücken sich ergehen konnten; die immer strömenden Flüsse, vom Eis jetzt gefesselt, stellten den Lauf ein; die weiche Substanz des Wassers war zu hartem Gestein geworden, und der schneidende Nordwind zwang alles Lebendige in den Tod.
Basilius verlegt das Martyrium in die Mitte der Stadt, nicht auf den gefrorenen See. Anders Ephräm und die von ihm abhängigen Schriftsteller. ↩
